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Bundesstadt Bonn

Das Prinzip Handabdruck in der Bonner Bildungslandschaft

Bei der Tea Time Bildung am 7. November 2023 stellte Stefan Rostock, Fachpromotor Klima & Entwicklung und Teamleiter Bildung für nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch, das Prinzip des von Germanwatch geprägten Handabdrucks und seinen Einsatz in der Bildungsarbeit vor. Der Handabdruck geht, Rostock zufolge, auf eine indische Schüler*in zurück, die bei einer Bildungsveranstaltung beklagte, das Prinzip des Fußabdrucks sei ihr zu negativ und passiv, sie setze auf die Kraft positiver Veränderungsinitiativen. Entsprechend meint das daraufhin entwickelte Prinzip des Handabdrucks: Veränderungen anstoßen, die im Sinne des Schneeballeffekts Kreise ziehen, Rahmenbedingungen und bleibende Strukturen adressieren und durch den Schritt vom Alltagshandeln hin zu politischem Engagement Grundsteine zu strukturellen Veränderungen legen.

Die von Stefan Rostock vorgestellte Bildungsarbeit mit dem Handabdruck beruft sich auf das UNESCO-Programm „BNE 2030“. Es fordere dazu auf, Persönlichkeiten zu entwickeln und Gesellschaften zu transformieren. Bildung für nachhaltige Entwicklung müsse zum Beispiel Schüler*innen aller Altersstufen befähigen, ihr Wissen als Forderungen an Entscheidungsträger*innen heranzutragen. BNE bedeute, Bürger*in in Aktion sein. Nachhaltigkeit sei nicht nur eine Sache des Ehrenamts, sondern betreffe alle Aspekte des  Bürger*in seins. Der Handabdruck sei ein Ansatz, die „schiefe Ebene“ zu kippen, die Stefan Rostock wie folgt beschrieb: „Wir verlangen von Lernenden nachhaltig zu sein in nicht nachhaltigen Strukturen.“ Bildungsarbeit müsse demnach Schluss damit machen, „kleine grüne Sahnehäubchen auf nicht nachhaltige Strukturen zu setzen“ und strukturverändernd wirken. 

Bettina Wiedmann, Geschäftsführerin der Bonner Austauschorganisation Experiment e.V., stellte vor, wie das Team von Experiment e.V. den Handabdruck  sowohl in ihrer Bildungsarbeit mit internationalen Gruppen als auch im Sinne des „whole institution approach“ in der eigenen Einrichtung einsetzt und damit auch andere Austausch- und Bildungsorganisationen inspirieren möchte. So hat Experiment e.V. beispielsweise als erste deutsche Austauschorganisation einen Nachhaltigkeitsbericht nach Standard des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) veröffentlicht – den Anstoß dazu gab die Teilnahme an einer Veranstaltung der Learning City Bonn. Dort ergab sich der Kontakt zu einer Nachhaltigkeitsexpertin, die Mitarbeitende und Führungskräfte in Veränderungsprozessen begleitet, so auch den ersten Nachhaltigkeitsbericht von Experiment. 

Frau Wiedmann erläuterte, wie die Organisation Nachhaltigkeit konsequent in allen Geschäftsbereichen durchdekliniert habe – von der Überarbeitung der Reiserichtlinien (z.B. sind Inlandsflüge nur im Ausnahmefall mit besonderer Begründung zulässig) über nachhaltige Catering (bio-faire Produkte, vegetarisch/vegan als Standard, Fleisch die Ausnahme) und Compliance bis zur klimaneutralen Geschäftsstelle in einem Altbau.