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Bundesstadt Bonn

Zwei Jahre Krieg in der Ukraine – jede Hilfe zählt

Am 24. Februar 2022 begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Seit etwa einem Jahr unterstützt die Stadt Bonn die Stadt Cherson mit einer Solidaritätspartnerschaft. Ein wesentlicher Teil dieser Unterstützung ist das Spendenprojekt „Bonn hilft Cherson“ in Kooperation mit der Bonner Hilfsorganisation "Help – Hilfe zur Selbsthilfe". Mehr als 150.000 Euro Spenden sind schon zusammengekommen. Darüber hinaus gab es verschiedene Hilfslieferungen mit Fahrzeugen, Medikamenten und Ausrüstung.

Am 24. Februar 2024 jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal. Bis heute setzen sich die ukrainischen Menschen mit großem Mut und Überlebenswillen gegen die russischen Angreifer zur Wehr. Laut UN hat der Krieg bislang mehr als 10.000 Menschen das Leben gekostet, rund 20.000 Zivilist*innen, darunter fast 1.300 Kinder, wurden verletzt – und das sind nur die bestätigten Opfer. Mutmaßlich sind noch viel mehr Menschen betroffen. Der Krieg hat auch eine immense Fluchtbewegung verursacht. Anfang Februar 2024 sind in den Ländern Europas etwa sechs Millionen Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Deutschland hat neben Polen die meisten Menschen aufgenommen: Mehr als eine Million Geflüchtete wurden im Februar 2024 registriert. Auch nach Bonn sind viele Menschen gekommen, rund 5.000 seit Kriegsbeginn.

„Zum zweiten Mal schon müssen wir diesen traurigen Jahrestag begehen, gedenken des Beginns des schrecklichen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine. Die Menschen dort zahlen einen hohen Preis für den Kampf um ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Sie verteidigen auch unsere europäischen Werte. Deswegen muss es selbstverständlich sein, Solidarität zu zeigen mit den Menschen in der Ukraine und zu helfen, wo es nur geht“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. 

Versorgung der Geflüchteten

Von den rund 5.000 Ukrainer*innen, die nach Bonn gekommen sind, kamen viele privat unter. Die Stadt Bonn hat insgesamt 2.789 Geflüchtete untergebracht. Aktuell (Stand 15. Februar 2024) sind noch 1.254 Menschen untergebracht. Davon 718 in städtischen Unterkünften, 301 in von der Stadt angemieteten Wohnungen, 130 privat sowie 105 in Hotels.

Nachdem im Sommer 2022 ganz kurzfristig eine Erstanlaufstelle für ukrainische Geflüchtete in Bonn-Buschdorf eingerichtet werden konnte, richtet die Sozialverwaltung nunmehr als Weiterentwicklung dieser die ehemalige Senioreneinrichtung Albertus-Magnus-Haus in Beuel-Pützchen her. Das ermöglicht der Verwaltung, die inzwischen steigende Anzahl der in Bonn ankommenden Personen, die medizinische und/oder pflegerische Behandlung benötigen, besser versorgen und betreuen zu können. Das Albertus-Magnus-Haus ist barrierefrei, und vorhandene Pflegebetten können genutzt werden. Der Betrieb soll im Laufe des zweiten Quartals 2024 aufgenommen werden.

Große Unterstützung durch Initiativen, Gemeinden und Vereine

„Von Anfang an gab es großes zivilgesellschaftliches Engagement für die Unterstützung der Geflüchteten, darüber bin ich sehr froh“, so die Oberbürgermeisterin. „Ohne die immense Unterstützung durch Integrationseinrichtungen, Vereine, Kirchengemeinden und zahlreiche ehrenamtlich Engagierte, die sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung für die Geflüchteten einsetzen, hätten wir die vielen Aufgaben nicht so gut bewältigen können. All diesen Menschen möchte ich von Herzen danken!“

Neben der ganz persönlichen Hilfe für die Geflüchteten sind Benefizkonzerte, eine Spendenaktion zum Abschluss des Beethovenfestes, der „Ukraine-Tag“ im Kunstmuseum, ein Informationsstand von "Help" beim Bonn-Fest und Spendenläufe an zwei Bonner Schulen nur einige Beispiele für den Einsatz der Bonnerinnen und Bonner sowie Institutionen in der Stadt.

Zum Jahrestag am Samstag, 24. Februar 2024, sind verschiedene Kundgebungen und Solidaritätsveranstaltungen geplant. Zum Beispiel Infostände und Aktionen von 12 bis 15 Uhr auf dem Münsterplatz unter dem Motto „Auch für deine Freiheit“, hier ist unter anderem auch "Help – Hilfe zur Selbsthilfe" vertreten. Auf dem Markt findet um 18 Uhr die Kundgebung „Stand with Ukraine“ statt, organisiert von „Ukrainische Studierende an der Uni Bonn", "Ukrainer in Bonn" und "UA Welle Bonn".

Beginn der Solidaritätspartnerschaft

Der Rat der Stadt Bonn hat am 9. Februar 2023 den Aufbau einer Solidaritätspartnerschaft mit Cherson beschlossen. Dem vorausgegangen war eine offizielle Anfrage aus Cherson, die die Bonner Stadtverwaltung über das ukrainische Generalkonsulat im Januar 2023 erreicht hatte. Im Mittelpunkt der Partnerschaft stehen die humanitäre Unterstützung der Menschen von Cherson und die Hilfe beim Wiederaufbau kommunaler Verwaltungsstrukturen.

Mit Unterstützung der Bonner Hilfsorganisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ hat die Bundesstadt Bonn im Rahmen ihrer Solidaritätspartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Cherson das Spendenprojekt „Bonn hilft Cherson“ ins Leben gerufen. Help unterstützt die Bundesstadt Bonn mit der Wiederherstellung der medizinischen Grundversorgung der Stadt Cherson, beschafft Medikamente und medizinisches Gerät. Insbesondere das Kinderkrankenhaus in Cherson wird unterstützt, zum Beispiel mit einem Inkubator („Brutkasten“) für Neugeborene und einem Röntgengerät. Darüber hinaus hat Help umgehend nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes Anfang Juni 2023 und der nachfolgenden Flutkatastrophe Nothilfemaßnahmen in der Region eingeleitet.

Insgesamt sind bislang 157.000 Euro an Spendenmitteln eingegangen. Help hat selbst noch einmal 100.000 Euro aus eigenen Mitteln für die Spendenpartnerschaft bereitgestellt. Weitere Spenden sind herzlich willkommen, alle Infos auf  https://www.bonn-hilft-cherson.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)

Bianca Kaltschmitt, Geschäftsführerin von "Help – Hilfe zur Selbsthilfe": „Wir bedanken uns von ganzem Herzen für die großartige Spendenbereitschaft der Bonner*innen! Dank ihrer Unterstützung konnten wir die Menschen in Cherson mit medizinischer Ausrüstung versorgen und werden die Hilfe auch im laufenden Jahr weiter fortsetzen. Zuletzt auch ein großer Dank im Namen unserer ukrainischen Kolleg*innen, die uns immer wieder berichten, wie viel die Solidarität aus Bonn den Menschen vor Ort bedeutet. Sie werden nicht vergessen!“ Im Rahmen einer Veranstaltung zum Jahrestag informiert die Hilfsorganisation interessierte Bonner*innen am Samstag ab 12 Uhr an einem Stand auf dem Münsterplatz.

Fahrzeuge, Computer, Medikamente und Hygieneartikel

Erst Ende Januar 2024 hat die Stadt Bonn einen Pritschenwagen an den Deutsch-Ukrainischen Verein "Blau-Gelbes Kreuz" übergeben. Der Kölner Verein, der mittlerweile auch eine Zweigstelle in Bonn hat, übernahm die Überführung in die Ukraine. Das Fahrzeug konnte im Rahmen des Projekts „Verbesserung des Bevölkerungsschutzes in kommunalen Partnerschaften mit der Ukraine“ organisiert werden. Das Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt. Die Stadt Bonn beteiligt sich ebenfalls an dem Projekt und ergänzt damit ihre bestehende Solidaritätspartnerschaft mit Cherson. Ein Kipper mit Kran ist ein weiteres Fahrzeug, das über dieses Projekt organisiert und voraussichtlich im Frühjahr ebenfalls vom Verein "Blau-Gelbes Kreuz" in die Ukraine gebracht werden kann.

Die Stadt Bonn und das städtische Entsorgungsunternehmen Bonnorange lieferten bereits im Sommer 2023 drei Fahrzeuge, ein Mannschaftstransportfahrzeug der Bonner Feuerwehr sowie ein Straßenreinigungsfahrzeug und ein Abfallsammelfahrzeug, nach Cherson.

In Kooperation mit dem Zentralen Sachspendenlager "ZeSaBo" wurden nach dem Bruch des Staudammes technische Geräte und Werkzeuge, Büroausstattung, medizinische Produkte und Hygieneartikel gesammelt und in die Ukraine gebracht. Die Stadt Bonn spendete zudem 144 Computer für die Stadtverwaltung von Cherson.

Delegation aus Cherson kommt zu Besuch

Zum ersten Mal besucht nun eine Delegation aus Cherson die Bundesstadt Bonn. Neben dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, Vitalii Bielobrov, kommen Tetiana Banshchykova, Abteilungsleiterin für internationale und interkommunale Zusammenarbeit der Stadt Cherson, Vladyslav Kondratov, Vorsitzender des Bezirksrates des Bezirks Dnipro in Cherson, und Nataliia Kraska, Leiterin der Abteilung für die Bekämpfung und Vorbeugung von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt, nach Bonn. Auf die Gruppe wartet ein umfangreiches Besuchsprogramm, zum Beispiel bei den Stadtwerken, Bonnorange, der Bonner Feuerwehr, IHK, Digitalhub und dem Beethovenhaus. Höhepunkt des Besuchs ist die Unterzeichnung der Absichtserklärung für eine weitere und intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Solidaritätspartnerschaft am Montag, 26. Februar 2024, abends im Alten Rathaus. Zuvor kommen die Gäste zu einem Runden Tisch mit Vertreter*innen aus Politik, Stadtverwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen und beraten über Ziele und Perspektiven der Partnerschaft.

Vom Jahrestag des Kriegsbeginns am Samstag, 24. Februar 2024, bis zur Abreise der Delegation am Mittwoch, 28. Februar 2024, wird vor dem Alten Rathaus die Flagge der Ukraine gehisst.

Konzert im Kammermusiksaal zu Ehren der Delegation

Anlässlich des Besuchs der Delegation und der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding laden die Stadt Bonn, das Beethoven-Haus Bonn und der Deutsch-Ukrainische Verein "Blau-Gelbes Kreuz Bonn" zu einem Ukraine-Konzert in den Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses ein. Am Dienstag, 27. Februar 2024, um 18 Uhr, werden Werke für Violine und Klavier von Oleksandr Gonobolin, Jules Massenet und Johann Sebastian Bach sowie Klavierwerke von Serhij Bortkewitsch und Mykola Kapustin und musikalische Arrangements für Trio auf Gedichte des ukrainischen Nationaldichters Taras Schewtschenko gespielt. Im Anschluss an das Konzert findet ein Empfang im Foyer statt. Der Eintritt ist frei, um Spenden zur Unterstützung sozialer Projekte zum Schutz der Opfer von Gewalt durch russische Besatzer in Cherson wird gebeten. Für interessierte Bürger*innen sind noch Plätze verfügbar. Wer dabei sein möchte, meldet sich bitte über diesen  Link (Öffnet in einem neuen Tab) an.

Über Cherson

Die südukrainische Stadt Cherson mit ihren rund 290.000 Einwohner*innen (Stand im Jahr 2021) war direkt zu Beginn der Kämpfe schwer unter Beschuss. Im März 2022 nahm das russische Militär diese ein. Zehntausende Menschen sind daraufhin aus Cherson geflohen. Im September 2022 startete das ukrainische Militär eine Gegenoffensive – und es gelang, die Stadt von der russischen Besetzung zu befreien. Die Kampfhandlungen haben zu schweren Zerstörungen geführt, zahlreiche zivile Gebäude, aber auch an der Infrastruktur wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser oder Energieversorgung.  Durch die unmittelbare Nähe zur Front steht Cherson weiterhin täglich unter Beschuss. Aktuell steht Cherson unter militärischer Verwaltung. Rund 50.000 Einwohner*innen sind noch dort, darunter viele kranke und alte Menschen.