Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Bonn hat sich seit 2011 fast verzehnfacht. Und die Bevölkerung wird auch in Zukunft stark wachsen. Doch diesen Bedarf wird der Wohnungsmarkt nach der jetzigen Lage nicht decken können. Hier setzt die Arbeit der Bonner Offensive an: Prävention, Wohnraumakquise, Vernetzung. Die Zusammenarbeit von Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden, Immobilienwirtschaft, Gesundheitswesen und Politik ist gefragt. Die Auftaktveranstaltung für die soziale Infrastruktur und die Wohnungswirtschaft, zu der das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Bonn am Donnerstag, 28. September 2023, in die Räume der Welthungerhilfe eingeladen hatte, soll weitere Impulse für eine verbesserte Zusammenarbeit setzen.
Durch frühzeitige Interventionen müssen Wohnungsverluste beziehungsweise der Beginn von Obdachlosigkeit verhindert werden, so der Ansatz des Amtes für Soziales und Wohnen der Stadt Bonn. „Für die jetzt obdach- oder wohnungslosen Menschen müssen reguläre Mietmärkte erschlossen werden, die ihnen eine Rückkehr in die Mitte der Gesellschaft ermöglichen. Es muss neuer preisgünstiger Wohnraum für alle Menschen geschaffen werden. Die Tatsache, dass jeder zweite Haushalt in Bonn Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hat, verdeutlicht, wie dringend das Thema Wohnen ist und nicht nur Menschen am Rande der Gesellschaft betrifft“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Ich möchte in einer Stadt leben, die Wohnraum für alle vorhält, gleich welcher Herkunft“, beschrieb die OB ihren Wunsch für ein lebenswertes Bonn.
Exklusion überwinden
„Aktuell stellt die Wohnungslosenhilfe ein Auffangbecken für all jene dar, die von gesellschaftlicher Teilhabe aus den unterschiedlichsten Gründen ausgeschlossen werden. Diese Exklusion kann nur durch Unterstützung vieler in der Stadtgesellschaft überwunden werden“, appellierte Anja Ramos, Leiterin des Amtes und Soziales und Wohnen, an die Gäste des Treffens.
Nach der Begrüßung stellte Projektleiterin Munirae Gharevi-Kox die bisherige Arbeit der im März 2023 eingerichteten und durch die Stadt Bonn beauftragten Geschäftsstelle Bonner Offensive vor. Anschließend erläuterte die Einrichtungsleiterin der evangelischen Diakoniestiftung Herford, Bettina Schelkle, das Projekt “Herforder Gesamthilfesystem” als Best-Practice-Beispiel. Das „Herforder Gesamthilfesystem“ umfasst sowohl präventive Hilfen zur Vermeidung von Wohnungsverlusten wie auch Unterbringungsangebote bei akuter Obdachlosigkeit und Hilfen zur Beschaffung von neuem Wohnraum.
Im interdisziplinären Austausch in Kleingruppen ging es danach um die Schnittstellenarbeit zur Wohnungslosenhilfe. Hier war die Expertise aller beteiligten Personen und Gruppen gefragt. Aus den Ergebnissen sollen Formate der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachrichtungen entstehen. Durch konkrete Arbeitsstrukturen sollen zukünftig Prozesse so verbessert werden, dass sie jenen zu Gute kommen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder bereits wohnungslos sind und Hilfe brauchen.
Über zukünftige Ergebnisse werden Stadt Bonn und die Geschäftsstelle Bonner Offensive weiter berichten.