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Bundesstadt Bonn

Schafherde auf der Durchreise

Wie im vergangenen Jahr wird Mitte April 2024 eine Wanderschafherde durch Bonn ziehen: Voraussichtlich am Wochenende 13./14. April legt Schäfer Johannes Bois mit seiner Herde einen Stopp in der Bonner Rheinaue ein, bevor er sowie die rund 600 Schafe und Ziegen mit der Rheinfähre von Mehlem nach Königswinter übersetzen. Von dort geht es weiter Richtung Ennert und Siebengebirge, wo die Herde während der kommenden Wochen weiden wird.

Nachdem die Probebeweidung im Jahr 2023 erfolgreich durch das interkommunale und vom Bund geförderte Naturschutzgroßprojekt „Chance7“ des Rhein-Sieg-Kreises und der Bundesstadt Bonn ermöglicht wurde, befindet sich der Wanderschäfer nun eigenverantwortlich auf seinem Weg ins Siebengebirge. Damit die Beweidung auch nach Projektende langfristig gesichert ist, wird die Beweidung ab 2024 durch die Schließung von Pachtverträgen zwischen dem Schäfer und den Kommunen möglich gemacht.

Das Weiden im Siebengebirge ist Teil eines flächenübergreifenden Pflegekonzepts. Hier finden sich artenreiche und naturschutzfachlich bedeutsame Flächen wie zum Beispiel ehemalige Steinbruchgelände, Weinbergsbrachen, Heideflächen und feuchte Waldwiesen. Die Bereiche sollen zum Beispiel für streng geschützte wärmeliebende Reptilienarten dauerhaft offengehalten werden.

Natürlichste Form der Landschaftspflege

Das Beweiden mit Schafen und Ziegen ist die natürlichste Form der Landschaftspflege. Sie bietet die Möglichkeit, schwer zugängliche Standorte naturverträglich zu pflegen, die biologische Artenvielfalt zu fördern und zu verhindern, dass Flächen mit Büschen zuwachsen. Beim Weiden fressen die Tiere das Gras und andere Pflanzen unterschiedlich stark ab, so dass verschiedene Vegetationshöhen und somit zahlreiche verschiedene Mikrolebensräume entstehen. Die Herde hinterlässt beim Wandern zudem Spuren im Gras, so dass konkurrenzschwächere Pflanzen an diesen Stellen Platz und Licht zum Wachsen haben. Im Fell der Schafe sammeln sich Samen, Sporen und Insekten, welche auf diese Weise weitergetragen werden und so zum Vernetzen von Lebensräumen beitragen.

Das Weidemanagement ist naturschutzfachlich angepasst. Sensible und zu erhaltende Gehölzbereiche und Einzelbäume werden vorübergehend eingezäunt oder mit einem Verbissschutz versehen. Die Beweidung wird durch das Projektbüro Chance7 und der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bonn begleitet.

Herde zieht Mitte April durch Bonn in den Ennert

Im Sommer 2024 wird Schäfer Johannes Bois mit seiner Herde in der Region eine Gesamtfläche von rund 60 Hektar bewandern. In Bonn gehören Flächen am Rauchlochweg und der Steinbruch Stingenberg im Naturschutzgebiet Ennert dazu – insgesamt rund 3,4 Hektar. Hier wird die Herde Mitte April etwa zwei bis drei Tage lang weiden.

Der Wanderschäfer kommt mit seiner Herde voraussichtlich am Wochenende 13./14. April über den Rodderberg nach Mehlem. Von dort geht es weiter Richtung Rheinaue, wo die Herde je nach Wetterlage und Futtersituation zwei bis drei Tage lang weiden wird. Dann wandert der Schäfer mit seinen Tieren zurück nach Mehlem, um dort mit der Rheinfähre nach Königswinter überzusetzen. Am Ufer entlang geht es dann wieder stromabwärts bis in den Bonner Ennert.

Stadt appelliert an Bürger*innen, keinen Müll zurückzulassen

Im vergangenen Jahr haben Glasscherben und weiterer Müll auf den Weideflächen im Bonner Stadtgebiet zu Verletzungen mehrerer Schafe und Ziegen geführt. Insbesondere die Fläche am Stingenberg war hiervon betroffen, aber auch in der Rheinaue blieb Müll liegen, nachdem viele Menschen die Gelegenheit nutzten, die Schafherde auf der Durchreise zu sehen. Die Stadt Bonn bittet dringend darum, jeglichen Müll wieder mitzunehmen und nichts in der Natur zurückzulassen, sowie kein Glas vom Aussichtspunkt am Skywalk Rabenlay herunterzuwerfen. Dies schadet nicht nur den Schafen, sondern auch der sensiblen Natur und anderen Tieren.

Hunde bewachen die Herde

Der Schäfer und seine Tiere werden von Herdenschutzhunden begleitet. Die Hunde verbringen auch die Nacht mit der Herde: Denn besonders wenn die Schafe und Ziegen zum Übernachten in den Pferch gebracht werden, ist es wichtig, die Tiere vor möglichen Angreifern zu schützen. Die Stadt bittet Besucher*innen des Siebengebirges die eingepferchten Bereiche nicht zu betreten und sich der Herde nicht zu nähern, da die Hunde diese gegen fast alle Eindringlinge verteidigen werden. Entsprechende Warnhinweise hängen auch an den Pferchen. Schilder mit Hintergrundinformationen zum Projekt und den Herdenschutzhunden werden vorübergehend an den Weideflächen aufgestellt.