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Bundesstadt Bonn

Nordfriedhof

Der städtische Nordfriedhof befindet sich nördlich von Bonn zwischen den Stadtteilen Auerberg, Buschdorf und Tannenbusch. Er ist mit 22 Hektar Gesamtfläche der größte Friedhof der Stadt.

Die Anlage entstand ab 1884, da der Alte Friedhof nicht mehr erweitert werden konnte und Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen wurde. Es wurde eine Fläche genommen, die sehr weit vom Zentrum entfernt lag, um bessere Erweiterungsmöglichkeiten zu haben. Die Wahl fiel auf ein Grundstück an der heutigen Kölnstraße, die schon zur Römerzeit die Verbindungsstraße zwischen Köln und Bonn war.

Nordfriedhof

Das Gelände und die Umgebung waren für die Bonner nicht sehr attraktiv. Das Areal war ein Gerichtsplatz mit einem Galgen, der sich über 600 Jahre an diesem Ort befand. Die Umgebung wurde der Schindanger genannt, weil dort die gehängten Verbrecher verscharrt wurden. Gegenüber gab es ein Siechenhaus, in das die Menschen mit ansteckenden Krankheiten eingewiesen wurden. Die Bonner bevorzugten zunächst die näheren Friedhöfe der einzelnen Gemeinden. Außerdem gab es keine öffentliche Verkehrsverbindung zum Friedhof. Die Errichtung einer Eisenbahnlinie der Köln-Bonner Kreisbahn im Jahr 1906 mit einem Bahnhof am heutigen Südeingang verbesserte die Situation.

Der Friedhof wurde zu Beginn Neuer Friedhof genannt. Erst als der 1912 gebaute Dottendorfer Friedhof als Südfriedhof bezeichnet wurde, hieß der Begräbnisplatz Nordfriedhof. Der Friedhof war nicht eingesegnet. Aufgrund dessen wurde jedes Grab einzeln vor der Beisetzung von dem zuständigen katholischen Pfarrer aus Graurheindorf eingesegnet. Verstorbene aller Konfessionen, mit Ausnahme von jüdischen Bürgern, wurden auf dem Friedhof beigesetzt. Der Bonner Stadtbaumeister Ludwig von Noel plante die Fläche als Parkfriedhof bzw. Landschaftsgarten. Dies ist besonders am Grundriss des ältesten Teiles zu erkennen. Vom Eingangstor zur Kapelle führte ein Hauptweg, zu dessen beiden Seiten sich geschwungene Wege, gärtnerisch gestaltete Flächen und 15.000 Grabstellen abwechselten. Diese geschwungenen Wege sind ebenso wie die sternförmige Wegführung hinter der Kapelle nicht mehr erhalten.

Nordfriedhof
Größe: 22 ha
Denkmalschutz: Der Friedhof steht teilweise unter Denkmalschutz

Ursprünglich war das Gelände acht Hektar groß und ist 1900, 1946 und 1979 erweitert worden. Bei der ersten Erweiterung verdoppelte sich das Gelände und lehnte sich gestalterisch an den alten Teil an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine größere Erweiterung der Fläche notwendig, die in nördlicher Richtung erfolgte. Um dem Platzbedarf gerecht zu werden, wurden die Grabstellen enger aneinander gelegt. Der damals bestehende Eselsweg nach Bornheim (heute Antilopenweg) wurde z.T. in die Planung mit einbezogen und die Wegführung auf dem Friedhof verändert.

Bei der Erweiterung 1979 wurde das Gelände jenseits des Antilopenweges hinzugenommen, das bereits zu Buschdorf gehörte. Das älteste Bauwerk auf dem Nordfriedhof ist das teilweise noch erhaltene Pförtnerhaus. Es hatte ursprünglich als Jagdhaus gedient und bestand schon vor Eröffnung des Friedhofes.

Gräber auf dem Nordfriedhof

Grabstätten

Seit 1988 existiert ein Feld für anonyme Urnen-Bestattungen. Dieses wurde 1989 mit einem Denkmal aus vier aufrecht stehenden Stelen eröffnet. Seit 1990 gibt es für die muslimischen Bürger*innen ein eigenes Gräberfeld. Zu Beginn wurden hier Männer, Frauen und Kinder streng getrennt beigesetzt.

Im Jahre 2003 wurde das Sterntalerfeld angelegt, das Eltern die Möglichkeit gibt, ihre Sternenkinder (also Kinder, die kurz vor, während oder nach der Geburt gestorben sind) hier beizusetzen.


Eingangstor

Das ursprüngliche Eingangstor an der Kölnstraße war als neoromanisches Eingangsportal gestaltet. 1962 wurde die Kölnstraße zu einer Allee der Kurfürstenzeit zurückgebaut. Gleichzeitig wurde das Eingangsportal bis auf die Seitenpfeiler abgerissen und die Friedhofsmauer erneuert.

Friedhofskapelle

Kapelle auf dem Nordfriedhof

Die neoromanische Kapelle, das Eingangstor und die Einfrie- dung des ältesten Friedhofsteiles stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es ist ein Backsteinbau mit einer Werksteinfassade, offener Säulenvorhalle, Apsis und einem Glockenturm. 

Die seitlichen Anbauten aus Ziegelmauerwerk stammen aus den 1960er Jahren. Die Kapelle hatte durch den Zweiten Weltkrieg nur geringe Kriegsschäden. In ihrer Form blieb sie erhalten.

Ehrenfriedhof

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges gab es Opfer in Bonn, die zum Teil auch in den Lazaretten gestorben waren. Die Toten bestattete man auf einer noch freien Fläche im östlichen Teil des Nordfriedhofes – dem heutigen Ehrenfriedhof. Dort sind außerdem 2.000 Verstorbene des Zweiten Weltkrieges unter Kissensteinen und aufrecht stehenden Steinkreuzen begraben.

Der Ehrenfriedhof hat die Form einer Apsis und ist mit einem hohen Holzkreuz aus Eiche ausgestattet. Davor steht seit 1980 das Bonner Mahnmal, das vom Hofgarten an diesen Platz transloziert wurde. Zum Volkstrauertag findet hier eine Gedenkfeier für alle Opfer von Gewalt statt.

Grabmale und bedeutende Persönlichkeiten

Interessante Grabmale aus dem späten 19. Jahrhundert, die die Grabmalkunst dieser Zeit widerspiegeln, befinden sich im ältesten Friedhofsteil zwischen Haupteingang und Kapelle.

Viele der Grabmale an der Hauptachse sind aufgrund der Verbreiterung dieses Weges verloren gegangen. Dennoch sind das mehrteilige Grabmonument des Königlichen Oberförsters Joseph Henrion, das Grabmal der Familie Keutmann, ebenso wie die Grabstätte des Lacklederfabrikanten Linden mit einer großen Christusstatue des Kölner Bildhauers Wilhelm Fassbinder (1858-1915) auf dem Friedhof zu finden.

Schlichtere Grabstätten bekannter Persönlichkeiten gibt es mehrfach. Auf dem ältesten Teil ist der tödlich verunglückte Flugpionier Bruno Werntgen (1893-1913) in einem Ehrengrab bestattet. Außerdem liegen auf dem Nordfriedhof der Gründer der Orgelmanufaktur Klais, Johannes Klais (1852- 1925), der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Ludwig Rickert (1897-1963), der persische Schauspieler Fereydoun Farokhzad (1938-1992), die Gründer des Jungen Theaters Bonn, Helmut Tromm (1922-2007) und Heidi Scholz-Tromm (1941-2005), begraben. Das Grab des Bonner Malers Karl Nonn (1876-1949) wurde Ende der 1960er Jahre eingeebnet.