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Bundesstadt Bonn

Frau und Beruf

Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg

Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf ist ein Kooperationsprojekt der Wirtschaftsförderungen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises. Die Kompetenzzentren Frau und Beruf haben den Auftrag, kleine und mittlere Unternehmen in Zeiten des demographischen Wandels und des Fachkräftebedarfs zu unterstützen, das Fachkräfte- und Führungspotential von Frauen zu nutzen und sichtbar zu machen und für das Thema Geschlechtergerechtigkeit zu sensibilisieren. 

Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg setzt sich seit mehr als zehn Jahren für eine familienfreundliche Personalpolitik, für mehr Frauen in der Führung sowie für neue Rekrutierungswege zur Gewinnung von weiblichen Fachkräften ein. Dies wird unterstützt durch eine kontinuierliche Lobby -und Netzwerkarbeit.

Das Kompetenzzentrum wird seit November 2022 mit Landesmitteln gefördert, zuvor waren es EFRE- und Landesmittel. Nach Auslauf der EFRE-Förderung hat das Land NRW die weitere Förderung der Kompetenzzentren übernommen. Die schwarz-grüne Landesregierung hat im Koalitionsvertrag die Fortführung der Kompetenzzentren verankert und damit auch verdeutlicht, wie wichtig das Thema Gleichstellung gesellschaftspolitisch ist.

Frauen am Arbeitsmarkt in NRW

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Frauen steigt kontinuierlich. Frauen sind überwiegend in kaufmännischen, sozialen und medizinischen Berufen tätig. Im Durchschnitt sind Frauen jedoch auf einem geringen Anforderungsniveau beschäftigt. In 2021 arbeitete jede zweite Frau in NRW in Teilzeit. 

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird zum Großteil noch immer als ein weibliches Thema gesehen. Somit erklärt sich auch zum Teil der hohe Anteil unter den teilzeitbeschäftigten Frauen. Dies sorgt langfristig für Altersarmut und gilt als größte Hürde für den beruflichen Aufstieg. 90 Prozent der Berufsrückkehrenden sind weiblich und 92 Prozent der als arbeitssuchend gemeldeten Frauen sind alleinerziehend. (Stand Juni 2023, vergleiche  Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Öffnet in einem neuen Tab)

Hier zeigt sich das große Potential von einer familienfreundlichen Personalpolitik auf dem Arbeitsmarkt. Zusätzlich führen diese Faktoren zu einem geringeren Gehalt, dem „Gender Pay Gap“. Auffallend ist auch, dass nach wie vor in NRW der Anteil von Frauen in technischen/handwerklichen Berufen sehr gering ist. (Stand Ende 2022,  IT-NRW/Statistik zur Besetzung der Ausbildungsberufe (Öffnet in einem neuen Tab)

Familienbewusste Personalpolitik

Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eines der ausschlaggebenden Argumente auf dem Arbeitsmarkt, um Fachkräfte zu finden und langfristig zu binden. Gerade kleine oder mittelständige Unternehmen haben häufig jedoch keine eigene Personalabteilung. Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf unterstützt seit 2013 KMU aus der Region dabei, ihre Personalstrategien familienfreundlicher zu gestalten, dies nach außen zu kommunizieren und sie auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu machen. Mit Fachvorträgen, Workshops und Online-Seminaren werden die Unternehmen über die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie informiert. Besonders die hohen Zahlen an Teilnehmenden bei Online-Formaten und Präsenzveranstaltungen zeigten, wie groß das Bedürfnis nach Informationen rund um das Thema familienbewusste Personalpolitik ist. 

Hier waren die letzten Highlights die Kooperationsveranstaltung mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg zum Thema: „Mit der eigenen Unternehmenswebsite und Social-Media-Aktivitäten gezielt weibliche Fachkräfte von Morgen ansprechen“. Auch die Kooperationsveranstaltung mit der Landesinitiative Vereinbarkeit Pflege und Beruf wurde gut angenommen.

Das Netzwerk „FAMILIENBEWUSSTE UNTERNEHMEN Bonn/Rhein-Sieg“

Mit über 90 Mitgliedsunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen ist es eines der größten Netzwerke der insgesamt 15 Kompetenzzentren Frau und Beruf in NRW. Die Mitglieder tauschen sich viermal im Jahr bei Netzwerktreffen aus und erhalten dabei innovative Fachimpulse zu den unterschiedlichen Themenbereichen der familienbewussten Personalpolitik. Im letzten Jahr feierte das Netzwerk sein 30. Netzwerktreffen. Dabei stand das Thema „Resilienz von Mitarbeitenden“ im Zentrum, denn gerade Mitarbeitende, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf leben, brauchen besonderen Schutz durch die Arbeitgebenden. Weitere Themen der Netzwerktreffen waren das Allgemeine Gleichbehandlungs-Gesetz (AGG) und die  Teilzeitberufsausbildung. Die Unternehmen erhalten nach dem Aufnahmeprozess das Logo „Mitglied im Netzwerk familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg“ und bekommen auf der Webseite des Kompetenzzentrums ein eigenes Profil, mit dem Angaben der angewendeten familienbewussten Personalstrategien deutlich werden. 

Frauen in Führungspositionen

Frauen sind in der Geschäftsführung und Bereichsleitung in (großen) Unternehmen sowie in leitenden Positionen im Verwaltungsdienst deutlich unterrepräsentiert. Im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten liegt Deutschland im unteren Drittel. In 2021 waren nur circa 29,41 Prozent der Führungspositionen in NRW mit Frauen besetzt, nur knapp jede dritte Führungskraft war weiblich. 

Deutlich wird: Es mangelt nicht an qualifizierten und gut ausgebildeten Frauen. So sind zum Beispiel im Raum Bonn/Rhein-Sieg 53,56 Prozent der Hochschulabsolvent*innen weiblich und 46,44 Prozent männlich (vergleiche Statistisches Landesamt NRW 2021).

Die Ursachen für den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen sind vielfältig und komplex: Entscheidend sind insbesondere die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gesellschaftliche Rollenbilder und Unterneh­menskultur. Geschlechtergerechtigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Nachhaltige Veränderungen können nur durch gemeinsame Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Unternehmen erreicht werden. Aber auch Herausforderungen wie Digitalisierung, Globalisierung und Fachkräftebedarf machen hier ein Umdenken notwendig. Eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Erwerbsleben ist unumgänglich, wenn Unternehmen zukunftsfähig und wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Mit dem einjährigen Mentoring-Programm „mentoring4women-Frauen in die Führung!“ für kleine und mittlere Betriebe und mit Karriereworkshops unterstützt das Kompetenzzentrum seit 2014 die beruflichen Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten erwerbstätiger Frauen. Vom Mentoring können kleine und mittlere Unternehmen profitieren, indem sie es als Personalentwicklungsinstrument einsetzen und Fachkräfte aus den eigenen Reihen fördern und sichern.

„Mentoring4women“ ist in der Region zu einer Marke geworden. Zu den Unterstützer*innen des Programms gehören die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg und Handwerkskammer zu Köln. Das Programm wird nicht jährlich angeboten, zuletzt konnte das Programm im Jahr 2020/2021 durchgeführt werden.

Die digitale Fachkräftewoche der Kompetenzzentren Frau und Beruf NRW

Zum zweiten Mal hat das Kompetenzzentrum bei der digitalen Fachkräftewoche mitgewirkt. Mit dem Workshop „Mit Stellenanzeigen weibliche Fachkräfte gewinnen“, welcher an Personalverantwortliche und Geschäftsführungen gerichtet war, hat das Kompetenzzentrum die besondere Bedeutung und Gestaltung von Stellenanzeigen aufgezeigt, die diese bei der Gewinnung von weiblichen Fachkräften spielen. Der Workshop wurde in Kooperation mit dem Verein Institut für deutsche Wirtschaft Köln angeboten.

Weitere Perspektiven

Die laufende Förderphase für das Projekt Kompetenzzentrum Frau und Beruf wird im November 2023 enden. Beide Wirtschaftsförderungen aus Stadt Bonn und Rhein-Sieg-Kreis werden wieder eine Folgeförderung durch das Land NRW beantragen, um das Thema berufliche Gleichstellung in der Region voranzubringen.

Frau Filiz Karsligil
Projektleitung Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg
Frau Christiana Krack