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Bundesstadt Bonn

Seilbahn-Projekt schreitet voran – Stadt und SWB erarbeiten Grundlagen

Die vorbereitenden Arbeiten bei der Planung für die Bonner Seilbahn laufen auf Hochtouren. Sie wäre die erste urbane Seilbahn in Deutschland, die mit einem normalen Nahverkehrsticket wie dem Deutschlandticket genutzt werden kann. Dies geht aus einer aktuellen Mitteilungsvorlage (DS-Nr. 231212) hervor, mit der die Stadtverwaltung über den Sachstand informiert. Das Projekt wird gemeinsam von SWB-Verkehr und Stadt gesteuert.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner zeigt sich zufrieden mit dem aktuellen Planungsstand: „Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Nahverkehrs-Highlight für Bonn erfolgreich und zügig weiter voranbringen. Die Seilbahn wird umweltschonend nicht nur die Mobilität auf den Venusberg deutlich verbessern, sondern die schnellste Verbindung von der Bahn zu vielen wichtigen Arbeitsplätzen links und rechts vom Rhein sein. Sie wird Vorbild-Charakter für andere Kommunen entfalten, die Lösungen für klimagerechte, urbane Mobilität suchen.“

Anja Wenmakers, Geschäftsführerin SWB Bus und Bahn, ergänzt: „Die Seilbahn ist für unsere Fahrgäste da, wir werden sie in unser Tarifsystem integrieren. Pendlerinnen und Pendler sind die Menschen, denen wir eine neue Art der Mobilität bieten wollen. So soll der Einsatz der Seilbahn für geringere Emissionen sorgen, auch weil er andere Verkehre reduziert. Sie kann damit einen wesentlichen Beitrag für eine deutlich umweltfreundlichere Mobilität leisten.“

Vorgutachten als weitere Schritte

Derzeit werden verschiedene Vorgutachten eingeholt und die Abstimmung mit verschiedenen Trägern öffentlicher Belange herbeigeführt. Dazu zählen im Einzelnen:

  • Ein Gutachten zur Windsimulation am Posttower: Um den Einfluss der Windverwirbelungen, die durch den Posttower entstehen, auf die Seilbahn zu erfassen, soll ein Gutachten beauftragt werden. Neben dem Posttower soll hier auch die Randbebauung berücksichtigt werden, um eventuell auftretende Effekte zu erfassen, die aus der Kombination der Gebäude entstehen.
  • Meteorologisches Gutachten: Es wird eine Angebotsabfrage vorbereitet für ein erforderliches Zusatzgutachten für die Trassenplanung in Bezug auf Windangriff, Unwetterereignisse etc. Dabei werden auch die daraus resultierenden möglichen Ausfallzeiten der Bahn ermittelt.
  • Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP): Im Rahmen des Plangenehmigungsverfahrens wird für die geplante Seilbahn eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Da es für Seilbahnen keine konkreten methodischen Vorgaben für den naturschutzfachlichen Untersuchungsrahmen gibt, werden zur Orientierung entsprechende Vorgaben für Freileitungsplanungen von Hochspannungstrassen und Stadtbahnen herangezogen. Frühzeitige Abstimmungen der Rahmenbedingungen für naturschutzfachliche Erhebungen im Einwirkungsbereich des Vorhabens, werden mit der Höheren Naturschutzbehörde (Bezirksregierung Köln) sowie der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bonn fortgesetzt.

Wichtige Meilensteine sind geschafft

Die Stadtwerke Bonn und Bonner Stadtverwaltung haben bereits einige Meilensteine im Hinblick auf die Seilbahnplanung bewältigen können:

  • Ausschreibung Projektplanung und Baugrunduntersuchung: Die Stadtwerke haben die Projektsteuerung bereits europaweit ausgeschrieben. Die ebenfalls europaweite Ausschreibung der notwendigen Baugrunduntersuchung wird derzeit vorbereitet.
  • Station Rheinaue: Mit dem Urheberrechtsinhaber der Rheinaue konnte eine Beteiligung am Projekt vereinbart werden. Er wird gebeten, ein Planungsangebot abzugeben, um die Seilbahnstation in die Rheinauengestaltung optimal und denkmalgerecht einzufügen. Erste Abstimmungen sind bereits erfolgt und die Station kann aus Sicht des Urheberrechtsinhabers in die Rheinaue integriert werden. Der Planer wird auch die Denkmalbelange mit der Oberen Denkmalbehörde abstimmen.
  • Trassenverlauf Uniklinik: Die Trassenabstimmung mit dem Universitätsklinikum ist abgeschlossen. Es erfolgen noch letzte Abstimmungen zur Bauhöhe der geplanten Neubauten und Mindestabstände der Seilbahnsicherheitsräume, die in das Bebauungsplanverfahren für das Klinikum einfließen.
  • Garagierung der Seilbahn: Aufgrund der aktuell untersuchten Erweiterung der Seilbahn in Richtung Ennert und Anbindung an die Stadtbahnhaltestelle Ramersdorf sind zunächst keine Anpassungen an der geplanten Garagierung vorgesehen. Aufgrund einer Anpassung an den aktuellen Stand der Technik kann es hier jedoch zu einer Änderung der Stationsgrößen kommen.

Ausblick:

"Als wichtige Ost-West-Verbindung zwischen Beuel und dem Venusberg wird die Seilbahn den Bonner Nahverkehr attraktiv ergänzen und die Straßen entlasten. Wir haben uns einen ambitionierten Zeitplan gesteckt und das Projektteam macht derzeit bei wichtigen Grundlagen spürbaren Fortschritt. Gleichzeitig sind noch Feinheiten abzustimmen, die im weiteren Verlauf von großer Bedeutung sein werden – insbesondere die genaue Trassenführung“, fasst Stadtbaurat Helmut Wiesner die aktuelle Projektphase zusammen.

Wenn die verschiedenen Vorgutachten vorliegen, überarbeitet die Stadt die geplante Trasse und bereitet eine funktionale Ausschreibung der Seilbahn vor. Es ist geplant, diese bis Mitte 2025 zu beauftragen. Dann wird ein erneuter Beschluss des Stadtrats notwendig, um einen Seilbahnhersteller zu beauftragen. Dieser wird in der Folge die Ausführungsplanung erstellen und das Planfeststellungsverfahren begleiten. Mit Abschluss der Ausführungsplanung und Einreichung des Antrags zur Planfeststellung rechnet die Stadtverwaltung derzeit bis Mitte 2026.

Nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens und Abschluss der aktualisierten Standardisierten Bewertung ist ein weiterer Beschluss des Stadtrats notwendig, um Fördermittel zu beantragen und den Bau der Seilbahn zu beauftragen. Hieran schließen sich der Prozess der Beantragung sowie Bewilligung der Fördermittel und schlussendlich Bau sowie Inbetriebnahme der Seilbahn im Bonner Nahverkehr an. Die Dauer des Planfeststellungsverfahrens ab Antragseinreichung kann aus den Erfahrungen aktueller Verfahren nicht verlässlich vorhergesehen werden. Da die meisten Bestandteile einer Seilbahn im Werk vorgefertigt werden, ist im Anschluss von einer vergleichsweise kurzen Bauzeit auszugehen.

Zum Hintergrund:

An einer Seilbahn von Beuel über den Rhein bis auf den Venusberg wird in Bonn bereits seit einigen Jahren gearbeitet. Nachdem 2016/17 eine Machbarkeitsstudie ergeben hat, dass eine Seilbahn auf den Venusberg technisch möglich ist, kam im Jahr 2021 die vorläufige Standardisierte Bewertung zu dem Ergebnis, dass die Seilbahn darüber hinaus mit einem Wert von 1,6 ein sehr gutes Nutzen-Kosten-Verhältnis hat und somit wirtschaftlich sinnvoll ist. Daraufhin beschloss der Stadtrat Ende 2021 die Anmeldung der Seilbahn für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes; der Regionalrat stimmte dem später zu. Anfang 2022 beschloss der Verkehrsausschuss des Landtags, die Seilbahn in den Bedarfsplan und den darauf aufbauenden ÖPNV-Infrastrukturfinanzierungsplan aufzunehmen.

Seitdem arbeiten Stadt und Stadtwerke im gemeinsamen Projekt daran, die bestehende technische Planung zu überarbeiten, Vorabstimmungen u.a. mit Behörden und maßgeblichen Trägern öffentlicher Belange vorzunehmen, ein Vorgutachten für eine Ausschreibung zu erstellen, die funktionale Ausschreibung und das Planfeststellungsverfahren vorzubereiten sowie den Beteiligungsprozess zur Einbindung der Bonner*innen fortzusetzen.