Bonn will bis 2035 klimaneutral werden und das 1,5 Grad-konforme CO2-Budget einhalten. Die Stadt hat jetzt den Bonner Klimaplan 2035 vorgelegt, der zeigt: das ist möglich. Der Klimaplan ist unser Fahrplan für eine klimaneutrale und lebenswerte Stadt. Er definiert als Strategie klare Ziele und Entwicklungspfade in sieben Handlungsfeldern für die kommenden 13 Jahre. Und er enthält ein konkretes „Arbeitsprogramm Klimaschutz“ mit Aktivitäten für die nächsten drei Jahre, das wir mutig, konsequent und sozial gerecht umsetzen wollen. Ab 8. Dezember werden sich die politischen Gremien mit dem Klimaplan beschäftigen.
Man stelle sich vor...
In Bonn ist es 2035 leiser, man kann besser atmen und schlafen, denn es gibt kaum noch Autolärm und Feinstaub. Der öffentliche Raum gehört den Menschen und dient als Ort für Begegnung, Austausch und Erholung. Er ist intelligent gestaltet: er spendet Frische und Schatten, wenn es heiß ist und nimmt das Wasser auf, wenn es regnet. Die Menschen bewegen sich sicher durch die Stadt. In den Gebäuden ist es dank Dämmung im Sommer weniger heiß und im Winter müssen wir weniger heizen. Jede Menge Grün zwischen, an und auf den Gebäuden sorgt dafür, sich in der Stadt wohlzufühlen.
Klingt gut? All das sind positive Auswirkungen, die die Bekämpfung der Klimakrise hier in Bonn mit sich bringen wird. Der Klimaplan für ein klimaneutrales Bonn ist unser Fahrplan, um das zu erreichen.
Warum braucht es einen „Klimaplan“?
Seit 1990 konnten die Treibhausgas-Emissionen in Bonn um 27 Prozent reduziert werden. Um Klimaneutralität zu erreichen und dabei das verfügbare CO2-Restbudget einzuhalten, müssen wir jedoch in kürzerer Zeit deutlich mehr schaffen. Hinzu kommt: Die Klimakrise macht sich in Bonn schon heute zum Beispiel durch Hitzeperioden und Starkregen bemerkbar. Und es wird deutlich: fossile Energien haben auch in Bonn keine Zukunft.
Für die Klimaneutralität reichen auch noch so viele einzelne Maßnahmen nicht aus. Es ist vielmehr eine systematische Gesamtstrategie notwendig, die den Weg zum Ziel aufzeigt. Deshalb hat die Stadt vor rund einem Jahr ein Expertenteam aus Stadtplaner*innen, Ingenieur*innen und Wissenschaftler*innen mit der Erarbeitung eines „Bonner Klimaplanes 2035“ beauftragt. Sämtliche Dezernate und Ämter sowie städtische Beteiligungsgesellschaften wie bonnorange, die Stadtwerke oder die VEBOWAG waren daran beteiligt.
Es geht – aber nur gemeinsam
Der Klimaplan zeigt: Klimaneutralität 2035 unter Beachtung des Restbudgets aus dem 1,5 Grad-Ziel ist möglich, aber voraussetzungsvoll.
Bonn bringt im Vergleich zu anderen Städten vergleichbarer Größe eine gute Ausgangssituation mit. Das liegt unter anderem an dem hohen Anteil an Dienstleitung und Büroflächen. Zur Erreichung des Gesamtziels ist darüber hinaus die Unterstützung von Land, Bund und EU wesentlich.
Auf lokaler Ebene kommt der Mitwirkung der Bürger*innen eine zentrale Rolle zu. Im Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ haben Bürger*innen Vorschläge für ein klimaneutrales Bonn erarbeitet. Einige davon sind bereits in den Klimaplan eingeflossen. Auch im weiteren Prozess der Umsetzung des Klimaplanes ist die Mitwirkung der Bürger*innen essenziell.
Um in Bonn klimaneutral zu werden (also nur so viel Treibhausgas-Emissionen zu verursachen, wie auf natürlichem oder künstlichem Weg ausgeglichen werden können), müssen die jährlichen Emissionen in Bonn bis zum Jahr 2035 um mehr als 90 Prozent sinken.
CO2-Absenkung: 93 Prozent bis 2035 plus Kompensation
Woraus besteht der Klimaplan?
Der Bonner Klimaplan besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil ist die „Klimaneutralitäts-Strategie“ für die Gesamt-Stadt. Der zweite Teil ist das „Arbeitsprogramm Klimaschutz“ für die Stadtverwaltung für zunächst die kommenden drei Jahre.
Die Klimaneutralitäts-Strategie zeigt das CO2-Restbudget, den Zielpfad sowie die Reduktionspotenziale in sieben Handlungsfeldern (Governance, Gesellschaft, Wirtschaft, Gebäude, Energie, Mobilität, Kompensation) auf. Und sie stellt in einem Klima-Portfolio dar, welche Maßnahmen in der Gesamt-Stadt umgesetzt werden müssen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Der zweite Teil des Klimaplanes, das „Arbeitsprogramm Klimaschutz“, enthält konkrete Aktivitäten, welche die Stadtverwaltung in den kommenden drei Jahren selbst anstoßen und umsetzen kann. Dazu zählen investive Projekte in die städtische Infrastruktur ebenso wie notwendige Untersuchungen und Umsetzungskonzepte. Auch Beratung, Kommunikation und Bildung haben eine große Bedeutung im Arbeitsprogramm und sind entscheidend für das Zusammenwirken von Stadtgesellschaft und Verwaltung.
Aus dem Klimaplan wird deutlich: fast alle Lösungen sind schon bekannt – jetzt kommt es darauf an, diese gemeinsam, mutig und konsequent umzusetzen.
Fünf zentrale Erkenntnisse aus dem Klimaplan
- Klimaneutralität bis 2035 unter Einhaltung des Restbudgets aus dem 1,5 Grad ist möglich, sofern die Aufgabe als gesamtstädtisches und gesamtgesellschaftliches Projekt angepackt wird und die Rahmenbedingungen stimmen.
- Das Einflusspotenzial der Stadt Bonn wird dafür allein nicht ausreichen. Wichtige Rahmenbedingungen hierfür müssen von Land, Bund und EU gesetzt werden. Und auf lokaler Ebene kommt der Mitwirkung der ganzen Stadtgesellschaft eine zentrale Rolle zu.
- Klimaschutz „lohnt“ sich, sobald die gesamtgesellschaftlichen Effekte mit betrachtet werden: Die notwendigen Investitionen in ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen zahlen sich aus durch geringe Kosten bei der Klimaanpassung, weniger Kosten für die Beseitigung von Umweltschäden und durch Wertschöpfung und Arbeitsplatz-Effekte etwa im Handwerk.
- Der Energieverbrauch in Bonn wird sich laut Szenarienberechnung bis 2035 ungefähr halbieren.
- Die Zukunft wird elektrisch: Die Verwendung von Strom für die Mobilität und Wärmeversorgung wird dazu führen, dass wir 2035 in Bonn trotz erheblicher Energieeinsparungen ungefähr doppelt so viel Strom benötigen werden wie derzeit. Deshalb ist ein erheblicher Ausbau von Photovoltaik in Bonn dringend erforderlich.
Zielzustand der Endenergie 2035 im Vergleich zu 2021: 100% klimafreundliche Versorgung bei 42% weniger Energiebedarf.
Fünf konkrete Beispiele aus dem Arbeitsprogramm Klimaschutz
Das Arbeitsprogramm besteht aus mehr als 60 Aktivitäten, die die Stadt in den kommenden drei Jahren in die Umsetzung bringen möchte. Dazu gehören zum Beispiel diese fünf:
PV-Initiative städtische Gebäude (5.1.2.1 im Arbeitsprogramm)
Die Energie der Zukunft ist der Strom. Dabei spielt der Ausbau von Photovoltaik eine sehr wichtige Rolle - auch auf den rund 1000 Dächern, die der Stadt gehören. Die PV-Ausbauinitiative soll kurzfristig starten. Der Schwerpunkt wird auf dem effizienten Photovoltaik-Ausbau im Bestand gelegt. Die Gutachter*innen des Klimaplans schlagen vor, mit den Kitas und Schulen zu beginnen.
Qualitative Verbesserung Radverkehr (6.3.2.1 im Arbeitsprogramm)
Das Fahrrad hat als platzsparendes, gesundes und umweltfreundliches Mobilitätsangebot in Bonn großes Potenzial, für viele Menschen eine attraktive Alternative zum Auto zu sein. Deshalb wollen wir mit aller Kraft daran arbeiten, die Infrastruktur für den Radverkehr in Bonn deutlich zu verbessern. Auf diesem Weg haben wir schon einiges geschafft, aber Vieles noch vor: Ein durchgängiges und sicheres Fahrradwegenetz ist unser Ziel. Das bedeutet sichere Mobilität für alle, insbesondere für Kinder, und eine Stadt mit sauberer Luft und weniger Lärm.
Zielgruppenspezifische Beratung, Quartiersbüros (4.3.1.1. im Arbeitsprogramm)
Wir bringen die Beratung dorthin, wo sie benötigt wird: ins Quartier zu den Menschen. Dazu soll die Bonner Energie-Agentur weiter ausgebaut werden. In eigens eingerichteten Quartiersbüros bekommen Interessierte auf kurzem Wege alle nötigen Informationen rund um das Thema energetische Gebäudemodernisierung und können sich mit Nachbar*innen austauschen, die vor den gleichen Fragen stehen wie sie selbst.
Klimabüros in den Quartieren (2.1.1.1 im Arbeitsprogramm)
Die Mitwirkung der Bürger*innen ist ganz wesentlich für den Weg zur Klimaneutralität. Deshalb möchte die Stadt ebenfalls auf Quartiersebene Mitwirkungsmöglichkeiten für die Bürger*innen anbieten: Klimabüros dienen als Innovationsraum, in dem Anwohner*innen gemeinsam den Wandel vor der eigenen Haustür mitgestalten können. Die Klimabüros begünstigen diesen Wandel durch Aktionen vor Ort, Begleitung und Vernetzung der Akteur*innen im Quartier.
Die Klimabüros sind auch Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung von Klimaquartieren. Sie sind als Modellquartiere Vorbild dafür, dass auch der Rest der Stadt klimaneutral werden kann. In den Klimaquartieren soll „klimaneutrales Leben" erfahrbar werden.
Beratung für Start-ups und Bestandsunternehmen (3.2.4.1 im Arbeitsprogramm)
Nachhaltiges und klimagerechtes Wirtschaften bedeutet für Unternehmen herausfordernde Veränderungsprozesse, die sämtliche Geschäftsbereiche betreffen – vom eigenen Leitbild über die Produktion bis hin zur Personalentwicklung. Verstärkte Beratungsangebote sind deshalb auch für die Wirtschaft vorgesehen: Ziel ist es, in Bonn ansässige Bestandsunternehmen und Startups für die Belange klimaneutralen Wirtschaftens zu sensibilisieren. Dies deckt sich zudem auch mit dem Interesse von Unternehmen, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Insbesondere bei den Start-Ups können zu Beginn der Unternehmensgründung die richtigen Weichen gestellt werden für energieeffiziente und nachhaltige Arbeitsprozesse. Und auch für Bestandsunternehmen sollen Beratungsangebote unterbreitet werden. Dabei geht es von der allgemeinen Beratung zu Handlungsoptionen im Bereich Klimaschutz bis hin zu individuellen unternehmensspezifischen Maßnahmen. Die Beratung übernimmt die städtische Wirtschaftsförderung, die damit die unmittelbare Beratung und Information für Unternehmen und Start-ups um eine spezifische klimarelevante Komponente ergänzt.
Insgesamt wird deutlich, dass Beratung einen großen Stellenwert im Arbeitsprogramm einnimmt. Das hat damit zu tun, dass der größere Teil der notwendigen Reduktion aus der Stadtgesellschaft heraus erfolgen muss. Die Stadt möchten den notwendigen Rahmen dafür setzen, in dem die Akteur*innen beraten, vernetzt und ermächtigt werden zu handeln.
Wie geht es weiter?
Der Klimaplan wird am 8. Dezember 2022 in die politische Beratung eingebracht und durchläuft als Fahrplan, der alle Lebensbereiche betrifft, auch alle entsprechenden Fachausschüsse. Die Stadt strebt einen Beschluss im ersten Quartal 2023 an. Nach Beschluss und Freigabe des Haushaltes kann es dann mit der Umsetzung losgehen.
Bereits heute steht fest: Der Klimaplan ist kein starres Konstrukt, sondern er ist ein dynamischer Prozess. Es wird ein Controlling der umgesetzten Aktivitäten geben, so dass der Plan auf Basis dieser Erkenntnisse und möglicher neuer Herausforderungen kontinuierlich fortgeschrieben werden kann.
Dokumente im Ratsinformationssystem „Allris“
Hier finden Sie auf einen Blick relevante Beschlüsse und Berichtsdokumente zu den Themen Klimaneutralität, Klimaplan 2035 und Bonn4Future.
Klimaneutralität und Klimaplan 2035
- Beschluss zur Klimaneutralität 2035, 7.11.2019 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Leitbild der Stadt Bonn zu Klimaschutz und Klimaanpassung, 12.12.2019 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Klimaneutrale Stadtverwaltung 2035, 1.9.2020 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Ergebnis der Bestandsaufnahme zum klimaneutralen Konzern 2035, 23.9.2021 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Sachstand zum Bonner Klimaplan 2035, April 2022 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Sachstand zum Bonner Klimaplan 2035, September 2022 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Überblick der Vorhaben zur Klimaneutralität, November 2022 (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonner Klimaplan 2035, Dezember 2022 (Öffnet in einem neuen Tab)
Bonn4Future – Wir fürs Klima
- Bürgerantrag: Wir fürs Klima Mitwirkungsprozess (März 2020) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonn4Future – Wir fürs Klima – Konzept zum Mitwirkungsprozess (Juni 2020) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Sachstandsbericht Bonn4Future – Wir fürs Klima (Februar 2021) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonn4Future – Wir fürs Klima. Sachstand zum Mitwirkungsverfahren (Juli 2021) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonn4Future – Wir fürs Klima. Bericht im Nachgang des ersten Klimaforums (Oktober 2021) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonn4Future – Wir fürs Klima. Bericht im Nachgang der Klimaforen 2 & 3 (Juli 2022) (Öffnet in einem neuen Tab)
- Bonn4Future – Wir fürs Klima. Bericht im Nachgang des vierten Klimaforums (Oktober 2022) (Öffnet in einem neuen Tab)
Videobotschaft der Oberbürgermeisterin zum Klimaplan 2035
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