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Bundesstadt Bonn

200 Jahre Beueler Weiberfastnacht: Jubiläums-Wäscherprinzessin proklamiert

Sabrina I. ist in Amt und Würden: Oberbürgermeisterin Katja Dörner hat die 22-Jährige am Freitag, 17. November 2023, unter großem Beifall der rund 1000 Gäste im Beueler Brückenforum zur Wäscherprinzessin der Jubiläumssession proklamiert.

Pure Freude bei Wäscherprinzessin Sabrina I. (r.), als Oberbürgermeisterin Katja Dörner sie vor 1000 Gästen proklamiert.

In ihrer in Reimform vorgetragenen Proklamationsrede erinnerte Katja Dörner an die mutigen Beueler Weiber, die sich 1824 gegen die Männer auflehnten, das erste Damenkomitee, das „Alte Beueler Damenkomitee von 1824“, gründeten und damit die Weiberfastnacht erfanden. „Sie wollten ihren Teil vom Glück – und, juchhuu, seit 200 Jahren gibt’s kein Zurück!“, freute sich die Oberbürgermeisterin, die auch Schirmherrin des Jubiläumsjahres ist, darüber, dass es die Frauen sind, die im Beueler Karneval bis heute das Zepter schwingen. Starke Frauen habe es in Beuel seit jeher gegeben, so Katja Dörner weiter, angefangen bei der heiligen Adelheid, auf deren Wirken und vor allem der Bewunderung dafür Bonns großes Volksfest Pützchens Markt zurückgeht. 

Starke Frauen prägten auch das Programm des Festabends rund um die Proklamation, den die Stadt Bonn anlässlich des Jubiläums organisiert hatte. Nach dem Motto „NRW gratuliert der Beueler Weiberfastnacht“ standen bekannte Künstlerinnen auf der Bühne im Brückenforum: Kabarettistin Lisa Feller (Münster), Violinistin Lidia Streifling und Stunksitzungspräsidentin Biggi Wanninger (beide Köln) sowie die Karnevalsgarde der KaKaJu (Düsseldorf).

Nur feiern lassen wollten sich die Beueler Karnevalistinnen, die sonst das komplette Programm bei der Proklamation der Wäscherprinzessin bestreiten, aber auch im Jubiläumsjahr nicht. Und so führten Mitglieder von sechs Damenkomitees unter der Leitung und Regie von Anka Zink den zweiten Teil der Geschichte der Beueler Weiberfastnacht unter dem Motto „Der 2. Akt – 1824“ auf. 26 Frauen aus 11 Damenkomitees zeigten einen Tanz unter dem Motto „Wir machen den Broadway für Beuel am Rhing – die Stadt, die niemals schläft“ unter der Leitung von Silvia Kluth. Und 35 ehemalige Wäscherprinzessinnen gestalteten einen Programmpunkt zu Ehren der bisherigen Obermöhnen Maria Balzer, Erna Neubauer, Eva-Maria Zwiebler und Ina Harder.  

Wäscherprinzessin Sabrina I. war überwältigt: „Ich bin sehr dankbar für diesen tollen Proklamationsabend, und es ist für mich eine große Ehre, im Jubiläumsjahr die Symbolfigur der Weiberfastnacht sein zu dürfen. Im Sinne der Tradition der Weiberfastnacht freue ich mich auf die vielen Auftritte, ganz besonders in den Kindergärten, denn Kinder feiern ganz anders als Erwachsene - und auf den Moment am 8. Februar 2024, an dem ich nach meinem Weiberfastnachtsumzug das Beueler Rathaus erstürmen und erobern werde.“ 

Obermöhn Ina Harder, die den Festabend moderierte, ergänzte: „Nach mehr als zwei Jahren Vorbereitungszeit war diese festliche und stimmungsvolle Proklamation ein weiterer Höhepunkt im noch jungen Jubiläumsjahr. Ich bin sicher, wir können uns nach diesem tollen Auftakt gemeinsam mit den Damenkomitees und allen Beuelerinnen und Beuelern auf eine grandiose und einmalige Session freuen.“

Hintergrund: Die Wäscherprinzessin

Seit 1958 benennen die Beueler Weiber alljährlich eine Repräsentantin aus den eigenen Reihen: die Wäscherprinzessin – selbstverständlich ohne dazugehörigen Prinzen. Die Wäscherprinzessin führt an Weiberfastnacht gemeinsam mit der Obermöhn das närrische Treiben Beuels an und erstürmt, wie jede „ordentliche“ Tollität, auch das Rathaus, um symbolisch die Regentschaft zu übernehmen. Die Wäscherprinzessin im Jubiläumsjahr, Sabrina I., stammt aus dem Alten Beueler Damenkomitee, das ebenso sein 200-jähriges Bestehen feiert.

Jubiläum „200 Jahre Beueler Weiberfastnacht“

Die Weiberfastnacht im Bonner Stadtteil Beuel feiert im Jahr 2024 ihr 200-jähriges Bestehen. Das besondere Jubiläum ist nicht nur ein karnevalistisches, sondern auch eines der Emanzipation. Denn die Beueler Wäscherinnen wehrten sich gegen die Dominanz der Männer und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen. Beide Themen spiegeln sich im Jubiläumsprogramm, das am Vorabend des 11.11.2023 gestartet ist und weit über das Ende des Session hinausreicht.

Träger des Jubiläums sind die Bundesstadt Bonn unter Federführung der Bezirksverwaltungsstelle Beuel und der Förderverein Beueler Weiberfastnacht. Oberbürgermeisterin Katja Dörner ist Schirmherrin.

Geschichte: Weiberfastnacht Ergebnis einer Frauenbewegung 

1824 gründete sich das erste Komitee aus „Waschweibern“, das heutige Alte Beueler Damenkomitee von 1824. Die Wäscherinnen Beuels fanden sich am „Kühndonnerstag“ zusammen, legten die Arbeit nieder und beklagten sich in Moritaten und lustigen Reimen über ihre Männer. Diese hatten im Jahr davor im gerade neu gegründeten Kölner Karneval beim Ausliefern der Wäsche das gerade eingenommene Geld durchgebracht.

Dieser Kaffeeklatsch, der „Klaaf“, hat sich bis heute etabliert und wird rund um die Weiberfastnacht als traditionelle „Wieversitzung“ fortgeführt. Nach und nach gründeten sich immer mehr Damenkomitees in den einzelnen Ortschaften Beuels.

Beuel hatte zu dieser Zeit hervorragende Rahmenbedingungen für den Betrieb von Wäschereien: Direkt am Rhein gelegen mit breiten Wiesen am Ufer, auf die zur besten Trockenzeit nachmittags die Sonne schien. Das Waschen war neben der Rheinschifffahrt der wichtigste Wirtschaftszweig in dieser Zeit. Mehr als 200 Wäschereien hatten ausreichend Beschäftigung, waren doch mit der gerade erst gegründeten Bonner Universität sowie der Universität Köln viele Auftraggeber in der über den Rhein erreichbaren Umgebung anzutreffen.

Das Waschen war Frauensache, lediglich die Auslieferung erfolgte durch die Männer. Folglich war auf der rechten Rheinseite schon früh klar, dass Frauen maßgeblich zur Gesellschaft beitragen, Unternehmen erfolgreich führen können und selbstbewusst ihre Rechte durchsetzen. Das Wort „Emanzipation“ hat nie jemand in den Mund genommen, sie wurde in den Wäschereien Beuels gelebt.

So ist es nur nachvollziehbar, dass sich die Frauen die Entgleisungen ihrer Männer nicht lange ansahen und an diesem Tag in den Arbeitsstreik gingen. Und weil es im Rheinland vom Naturell her nicht anders geht, wurde nicht gepfiffen und geschimpft – es wurde gelacht und gesungen. Die Weiberfastnacht am Donnerstag vor Rosenmontag ist also eine Erfindung der Beueler Wäscherinnen.

Informationen im Internet

Informationen zur Weiberfastnacht und zum Jubiläumsjahr bieten die Homepages der Stadt Bonn unter  www.bonn.de/weiberfastnacht und des Fördervereins Beueler Weiberfastnacht unter  www.waescherprinzessin.com (Öffnet in einem neuen Tab).