Inhalt anspringen

Bundesstadt Bonn

Kanalsanierung, Fahrbahnerneuerung und Umgestaltung der Adenauerallee

Die Entwässerungsanlagen und die Fahrbahn der Adenauerallee (Bundesstraße 9) in der Bonner Innenstadt befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Durch abgerissene Sinkkastenleitungen fließt Regenwasser nicht mehr in den Kanal, sondern versickert im Boden. Die Folge: Absackungen im Erdreich, die zu Straßeneinbrüchen der ohnehin maroden und unebenen Fahrbahn führen können – wie in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgetreten.

Aus diesen Gründen plant die Bundesstadt Bonn ab Herbst 2023 sowohl den Kanal als auch die Fahrbahn der Adenauerallee zwischen dem Koblenzer Tor und dem Bundeskanzlerplatz in mehreren Abschnitten zu sanieren. Im Anschluss soll der Straßenraum neu aufgeteilt werden. Da gemäß aktueller Regelwerke – die Richtlinien für Stadtstraßen (RASt 06) und Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA 2010) – der Status quo mit zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung und Platz für den Radverkehr nicht wiederhergestellt werden kann, sollen je Fahrtrichtung eine Fahrspur für den motorisierten Verkehr plus zusätzlicher Abbiegespuren in den Kreuzungsbereichen und ein baulich abgetrennter Radfahrstreifen – eine so genannte Protected Bike Lane – eingerichtet werden.

Eine entsprechende Beschlussvorlage für die Bezirksvertretung Bonn (23. Mai), den Ausschuss für Mobilität und Verkehr (24. Mai) sowie abschließend für den Rat der Stadt Bonn (13. Juni) hat die Stadtverwaltung am Dienstag, 9. Mai 2023, veröffentlicht.

Sanierung von Kanal und Fahrbahn

Der vorhandene Mischwasserkanal verläuft in der Adenauerallee sehr tief in der Erde. Anstatt die Sinkkästen zu reparieren und wieder einzeln an den Kanal anzuschließen, will die Stadt in geringerer Tiefe so genannte Sinkkasten-Sammelleitungen verlegen. Diese werden an einigen Stellen an den Kanal angeschlossen, aber nicht mehr – wie bisher - an jedem einzelnen Sinkkasten. Während in großen Teilen eine grabenlose Sanierung mit so genannten Linern möglich ist, ist an einigen Stellen wie beispielsweise in Höhe des Juridicums ein Neubau in offener Bauweise erforderlich.

Aus Gründen der Kosteneffizienz und zur Reduzierung der verkehrlichen Auswirkungen wird unmittelbar anschließend auf gesamter Breite eine neue Fahrbahn eingebaut.

Die Arbeiten werden abschnittsweise ausgeführt (wie der Verkehr während der Bauarbeiten geführt wird, steht noch nicht fest) und sollen nach den Sommerferien 2023 beginnen, um die B9 während der Vollsperrung der A59 in den Sommerferien als eine der Hauptverbindungsachsen in der Stadt freizuhalten. 

Zu geringe Straßenbreite

Apropos Breite: Da in Spitzenzeiten bis zu 1.600 Kraftfahrzeuge pro Stunde die Adenauerallee in beide Richtungen befahren, muss nach den geltenden Richtlinien mit dem Straßenbau eine sichere Radverkehrsanlage geschaffen werden. Das heißt: ein zwei Meter breiter Radfahrstreifen mit 50 Zentimeter breitem Sicherheitsstreifen. Bei zusätzlich zwei nebeneinander geführten Kfz-Fahrspuren mit mindestens 5,50 Metern Breite würde pro Fahrtrichtung eine Breite von acht Metern benötigt. Diese Breite steht auf der Adenauerallee allerdings nicht zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund plant die Stadt die Einrichtung der Protected Bike Lane und einer Spur für den Kfz-Verkehr mit zusätzlichen Abbiegespuren in den Kreuzungsbereichen.

Die Kartenausschnitte zeigen die künftige Aufteilung des Verkehrs mit Kfz-Spuren, geschützten Radfahrstreifen und Ladezonen.

Bedeutung der Adenauerallee für den Radverkehr

Die Adenauerallee bildet auf der Nord-Süd-Achse für den Radverkehr einen wichtigen Lückenschluss zwischen dem Bereich Sandkaule/Belderberg im Norden und Bundeskanzlerplatz im Süden. Sie ist die direkte Achse vom Zentrum in Richtung der Museumsmeile und des Bundesviertels. Und über sie können mit dem Rad – parallel zu den Routen am Rheinufer und entlang der Kaiserstraße - zahlreiche wichtige Ziele (Bundesbehörden, Universitätseinrichtungen, Uni-Bibliothek, Arbeitgebende und Arztpraxen) unmittelbar erreicht werden.

Im aktualisierten Radverkehrsnetz, das den Gremien derzeit zur Beratung vorliegt, ist die Adenauerallee aus den vorgenannten Gründen als Hauptroute ausgewiesen. Auf Hauptrouten hat die Einrichtung sicherer Radverkehrsanlagen besondere Priorität.

Verkehrszählungen haben ergeben, dass auf der Nord-Süd-Achse im Vergleich zur Ost-West-Achse mit der Oxfordstraße, auf der bereits erfolgreich Umweltspuren und Radfahrstreifen eingerichtet worden sind, deutlich weniger Kraftfahrzeuge, aber vielmehr Radfahrende unterwegs sind. Ost-West-Achse: rund 30.000 Kfz und 2.100 Radfahrende pro Tag; Nord-Süd-Achse: circa 21.000 Kfz und etwa 3.500 Radfahrende pro Tag. In Kombination mit der Engstelle am Koblenzer Tor, auf welcher der Kfz-Verkehr derzeit schon einspurig geführt wird, kann nach Auffassung der Stadtverwaltung der Kfz-Verkehr auf der Adenauerallee auch im Weiteren auf einer Fahrspur plus Abbiegespuren geführt werden.

Ruhender Verkehr und Lieferverkehre

Aktuell gibt es entlang der Adenauerallee 119 Stellplätze für Kfz, davon drei Behindertenparkplätze. In der Neuplanung werden tagsüber 69 Parkstände erhalten, und 24 Stellplätze sind als Lieferzonen vorgesehen, die nachts für die Anwohner*innen freigegeben werden. Tagsüber stehen die Plätze somit für Handwerker, Paketdienste und andere Lieferanten zur Verfügung.
Ab dem Abend und über die Nacht wird es insgesamt 93 Stellplätze (davon fünf Behindertenplätze) für Anwohner*innen geben. Darüber hinaus werden in vier Bereichen zusätzliche Radabstellanlagen geschaffen.

In den meisten Fällen wird die Zahl der Parkplätze durch Umwandlung von Schräg- zu Längsparkplätzen oder Entfall von Parkraum auf der Fahrbahn reduziert. Dadurch sollen Gefahrensituationen beim Ein- oder Ausparken vermieden werden, wenn die Sicht auf den fließenden Verkehr - insbesondere an Schrägparkplätzen - stark eingeschränkt ist.

Information und Beteiligung

Nach Beschluss in den Gremien werden die Anwohner*innen durch eine Einwurfsendung gezielt über die Maßnahme informiert. Mit Bürger*innen, Gewerbetreibenden und weiteren Interessierten soll ein Termin vor Ort mit Vertreter*innen der Stadtverwaltung angeboten werden, um die Planungen im Rahmen eines Rundgangs zu erläutern und offene Fragen zu klären.

Kosten

Im Rahmen der Maßnahme fallen insgesamt geschätzte Kosten von ca. 3,65 Millionen Euro an. Hiervon entfallen circa zwei Millionen Euro auf die Deckensanierung, rund 300.000,00 Euro auf die Anpassungen der Lichtsignalanlagen und etwa 1,35 Millionen Euro auf Markierung, Beschilderung, punktuelle Rotmarkierung und die Protected Bike Lane. Hinzu kommen die Kosten für die Kanalsanierung, die noch nicht verlässlich angegeben werden können.

Beschlussvorlage

Die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung ist  hier (Öffnet in einem neuen Tab) veröffentlicht.