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Bundesstadt Bonn

„Besser gleich, Bonn!“ - Gleichstellungsplan 2023 bis 2027 beschlossen

Die Bundesstadt Bonn geht mit neuen Zielen und Maßnahmen für die Gleichstellung innerhalb der Stadtverwaltung in die Zukunft. Der Rat stimmte dem Plan in seiner jüngsten Sitzung zu.

Gleichstellungspläne (GLP) sind ein entscheidendes Instrument, um die Gleichstellung im Arbeitsleben in Kommunen oder Behörden wirklich umzusetzen – und dies macht die Stadt Bonn seit vielen Jahren. Die Gleichstellungsbeauftrage der Bundesstadt Bonn, Stephanie Clemens-Krämer, hat nun gemeinsam mit dem Personal- und Organisationsamt in den vergangenen Wochen einen 36-seitigen GLP mit dem Titel „Besser gleich, Bonn!“ erstellt. Der Rat hat diesen nun in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien beschlossen. Neben Zahlen und Daten sind Ziele und Maßnahmen dargestellt, die sich die Stadtverwaltung Bonn für die nächsten fünf Jahre im Sinne der Gleichstellung aufgibt.

In Form und Aussagekraft unterscheidet sich der Plan sehr von den bisherigen Frauenförderplänen der Stadt Bonn beziehungsweise dem letzten Gleichstellungsplan 2019 bis 2022. Gründe dafür sind die Einführung eines neuen Personalmanagementsystems ab 2022, das erstmal detailliertere Daten nach Fachrichtungen abbildet. Zudem gibt es seit 2021 einen Mustergleichstellungsplan des Landes NRW, der als Grundlage zur Verfügung stand, um im neuen GLP auch gezielt Unterrepräsentanzen darzustellen.

Erstmals wurden im neuen GLP in den Fachrichtungen Allgemeine Verwaltung, Gesundheit, Technische Dienst, Feuerwehr, Nichttechnische Dienste, Sozial- und Erziehungsdienst die Aufteilung zwischen Frauen und Männern ermittelt. Eine Entwicklung in den einzelnen Fachrichtungen hin zur paritätischen Verteilung der Geschlechter kann daher erst bei der Überprüfung in zwei Jahren dargestellt und bewertet werden.

„Eines können wir festhalten: Wir haben in den vergangenen Jahren viel im Sinne der Gleichstellung erreicht, aber selbstverständlich ist dies deshalb noch nicht. Unser Weg ist richtig und gut, aber es gibt noch Luft nach oben“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die von ihrer Verwaltung erwartet, dass Gleichstellung von allen gelebt wird. 

Arbeitswege unabhängig von Geschlechterrollen gehen

Die Stadt Bonn hat einen Frauenanteil bei ihren Beschäftigten von 61 Prozent. Wie in anderen Arbeitsbereichen auch, sind in technisch-naturwissenschaftlichen Arbeitsfeldern aber eher Männer zu finden. In den erzieherischen, sozialen Bereichen eher Frauen. Um dies zu ändern, gibt es bei Stellenausschreibungen der Stadt Bonn nun gezielte Formulierungen, um Menschen dazu zu ermutigen, Arbeitswege unabhängig von Geschlechterrollen zu gehen. Und dies beginnt schon in der Ausbildung, hier nennt der nun vorgelegte GLP viele neue Maßnahmen. Auch Gleichstellungskompetenz in allen Führungskräfteschulungen ist festgeschrieben.

Die Förderung der Gleichstellung im Arbeitsleben ist eines der zentralen Ziele des neuen GLPs – wie auch der Abbau der Unterrepräsentanz von Frauen. Durch eine klare Quotenregelung, die eine Erhöhung des Frauenanteils bis auf 50 Prozent in bestimmten Besoldungs- und Entgeltgruppen vorgibt, soll gezielt darauf hingewirkt werden, dass es in allen Bereichen der Stadtverwaltung eine ausgewogene Geschlechterverteilung gibt. Die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Clemens-Krämer fasst es so zusammen: „Gemischte Teams arbeiten besser und erfolgreicher, das belegen alle Studien!“

Familie und Beruf: Teilzeit ist weiblich, Elternzeit auch

Ein weiteres wichtiges Feld ist die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf: 28 Prozent aller Beschäftigten arbeiten Teilzeit, davon aber 85 Prozent Frauen. 

Mit 15 Prozent ist der Anteil der Männer an Teilzeitmodellen immer noch deutlich geringer. Der Wert ist in den vergangenen Jahren nicht wesentlich gestiegen. Eines der Ziele des neuen GLPs ist es daher, den Anteil der Frauen in Teilzeit zu senken, um ihnen eine Existenzsicherung und Altersversorgung zu gewährleisten und gleichzeitig den Anteil der Männer zu erhöhen. Gleichstellung kann nur gelingen, wenn Erwerbs- und Sorgearbeit gemeinsam gedacht werden.

Der Frauenanteil bei der Elternzeit liegt bei 92 Prozent. Die Männer nehmen in der Mehrheit (80 Prozent) zwei Monate Auszeit. Ab zwölf Monaten und mehr liegt ihr Anteil bei nur unter einem Prozent. Als Hemmnisse für eine Erhöhung gelten oft befürchtete Karrierenachteile und finanzielle Nachteile für die Familie Auch hier nennt der GLP verschiedene Maßnahmen. Die Stadt Bonn ist zertifizierter familienfreundlicher Betrieb über ein Audit „berufundfamilie“. Dort ist gibt es unter anderem einen Baustein, der sich mit der Väterarbeit beschäftigt. Seit 2021 gibt es bei der Gleichstellungsstelle eine interne Anlaufstelle „Männer/Väter“, die spezielle Informationen und Angebote über Beratungsstellen unter anderem im Intranet vorstellt sowie interne Veranstaltungen anbietet. 

Mobiles und flexibles Arbeiten - Führen in Teilzeit fördern

Ein wichtiger Schritt zur Vereinbarkeit ist auch neue Dienstvereinbarung zur mobilen und flexiblen Arbeit bei der Stadt Bonn. So wurde der Gleitzeitrahmen in weiten Teil der Verwaltung von 6 bis 21 Uhr erweitert, damit Familienarbeit besser geplant werden kann. Es gibt unterschiedlichste Teilzeitmodelle, die auch vermehrt von Führungskräften angenommen werden. Das Thema „Führen in Teilzeit“ wurde erstmals in einem Bonner GLP erfasst und zeigt, dass 15 Prozent der Führungskräfte schon heute in Teilzeit sind, davon allerdings überwiegend Frauen. Dieser Wert überrascht nicht, da Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, um sich um die Familie und andere private Verantwortlichkeiten zu kümmern. Als Maßnahme ist zeitnah ein Konzept „Führung in Teilzeit“ geplant.

Der Stadt Bonn ist es im GLP wichtig zu betonen, dass die pandemiebedingte Ausweitung gezeigt hat, was bei mobilem Arbeiten möglich ist, wo Nachbesserungsbedarf besteht und wo Grenzen liegen. Mobiles Arbeiten darf dabei nicht grundsätzlich als anderweitige Betreuungsmöglichkeit für Kinder oder zur Pflege betrachtet werden und am Ende zu Mehrbelastungen führen.

Gesamt betrachtet, sind die Werte in Bezug auf die Geschlechterverteilung der Führungskräfte ermutigend: in der obersten Spitze des Verwaltungsvorstandes gibt es einen Frauenanteil von 66 Prozent. Bei den Amtsleitungen liegt dieser bei 46 Prozent, bei den Führungsstellen insgesamt bei 47 Prozent. Doch darauf ruht sich die Stadt Bonn nicht aus: seit 2021 bietet die Gleichstellungsbeauftragte gemeinsam mit dem Personal- und Organisationsamt ein internes Mentoring-Programm für Frauen mit Führungspotential an, aus dem auch Netzwerke weiblicher Führungskräfte entstehen werden.

Der GLP für 2023 bis 2027 kann  hier (Öffnet in einem neuen Tab) im Detail angesehen werden.