Inhalt anspringen

Bundesstadt Bonn

Erneut überdurchschnittlich gute Noten für die Bonner Innenstadt

Mit der Untersuchung „Vitale Innenstädte 2022“ nahm das Institut für Handelsforschung aus Köln wieder die lokale Standortattraktivität und das Kaufverhalten im Rahmen einer bundesweiten Befragung von Passant*innen in den Blick. Im Auftrag der Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn gab es auch Interviews in Bonn. Die Bundesstadt schneidet mit der Note 2,2 ab und liegt damit wieder deutlich über dem Durchschnitt.

Aus den Studienergebnissen ergeben sich für die Stadt Bonn folgende wichtige Handlungsfelder:

  • Eine verbesserte Aufenthaltsqualität, zum Beispiel durch Sitzmöglichkeiten ohne Konsumzwang sowie mehr Sauberkeit,
  • mehr Grünflächen und Fassaden-/Dachbegrünungen inkl. Verschattungsmöglichkeiten,
  • gemeinsam mit Partnern besondere Anlässe für einen Innenstadtbesuch schaffen,
  • das innerstädtische Wohnen ausbauen,
  • bessere Radwege zur Erhöhung der Erreichbarkeit innerhalb der Stadt und mit dem nahen Umland schaffen,
  • in Kooperation mit den Kommunen im Umland von Bonn den ÖPNV weiter stärken.

Mit Umsetzung zahlreicher Maßnahmen im Masterplan Innere Stadt 2.0 wurden und werden weiterhin viele der oben genannten Ziele bereits angegangen. Grünflächen und Begrünungsmaßnahmen entstehen am Windeckbunker sowie in der Brüdergasse. Im Viktoriakarree soll im Rahmen des neu begonnenen Bebauungsplanverfahrens neben dem Forum des Wissens der Universität Bonn auch neuer Wohnraum entstehen.

Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe dazu: „Das Anfang 2023 begonnene Zentren- und Fördermanagement für die Innenstadt, vom Land NRW gefördert, wird mit uns diese Impulse zur weiteren Stärkung der Innenstadt aufgreifen. Der hohe Zuspruch für die Bonner Innenstadt ist erfreulich. Wir wollen daran arbeiten, dass Besucher*innen unserer City zu ‚Fans‘ werden, die ihren Familien, Freunden und Bekannten den Besuch weiterempfehlen."

„Vitale Innenstädte“ – das Vorgehen

Insgesamt haben sich 2022 bundesweit 111 Städte und Gemeinden unterschiedlicher Größen an der Studie beteiligt, davon sind elf Städte mit 200.000 bis 500.000 Einwohner*innen vergleichbar mit Bonn. Ziel der Untersuchung ist es, den Partner*innen in Handel, Verwaltung und Politik Informationen über die Positionierung ihrer Stadt aus Sicht der Besucherinnen und Besucher als Planungsgrundlage für standortspezifische Maßnahmen zu liefern. 

In der Bonner Innenstadt wurden im Auftrag des Amts für Wirtschaftsförderung an zwölf Standorten im Oktober und November 2022 insgesamt 1.005 Interviews geführt, davon 498 an Donnerstagen und 507 an Samstagen. 

Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit sowie Bus- und Bahnangebot sind gut

Die befragten Personen gaben der Bonner Innenstadt die überdurchschnittliche Gesamtnote 2,2 (Durchschnitt in der Vergleichsgrößenklasse 2,5): 82,5 Prozent der Befragten vergaben die Schulnoten 1 und 2. Damit konnte Bonn seinen guten Platz (ebenfalls mit der Gesamtnote 2,2) von 2020 im Ranking der Vergleichsstädte halten. Im Wesentlichen ist die Einschätzung in Bezug auf die Gesamtattraktivität gegenüber 2020 gleichgeblieben. Gegenüber den Jahren 2020 und 2016 konnte die Bonner Innenstadt ihre herausragende Bewertung mit der gleichen Note halten, 2014 hatte sie mit 2,5 noch darunter gelegen.

Als gut wurden die Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit sowie die Mobilität mit Bus und Bahn bewertet. Als befriedigend fiel die Bewertung bezüglich der Autofreundlichkeit und der Parkmöglichkeiten aus. Veranstaltungen, das Gastronomieangebot, Freizeit und Kultur sowie Dienstleistungen wurden ebenfalls als gut bis sehr gut eingeschätzt. Bei den Veranstaltungen ergab sich gegenüber dem Pandemiejahr 2020, in dem diese zum überwiegenden Teil nicht stattfinden konnten, eine Verbesserung.

Ambiente, Flair und Angebot gut bis sehr gut

Der Gesamteindruck der Bonner City in Bezug auf Ambiente, Aufenthaltsqualität und Flair war bei den Passant*innen ebenfalls gut bis sehr gut. Gebäude und Fassaden, die Sicherheit, Lebendigkeit, Familienfreundlichkeit, die touristische Attraktivität und der Erlebniswert wurden als gut bis sehr gut bewertet. Der Erlebniswert wurde gegenüber 2020 besser bewertet. Wege, Plätze, Sitz- und Verweilmöglichkeiten, Grünflächen und Stadtbegrünung wurden, vergleichbar zum Jahr 2020, als befriedigend bewertet. 

Das Einzelhandelsangebot wurde insgesamt als gut bis sehr gut bewertet. Dies betraf die Sortimente Bekleidung, Schuhe/Lederwaren, Uhren/Schmuck, Elektronik, Bücher, Körperpflege/Drogerie, Sport/Spiel/Hobby und Lebensmittel. Besser bewertet als 2020 wurden die Sortimente Sport/Spiel/Hobby und Lebensmittel. Die Sortimente Wohnen/Einrichten und Büro/Schreibwaren wurden befriedigend bewertet.

Typische Besucher*innen: weiblich, Mitte 40, Bonnerin

Das Institut für Handelsforschung generiert für jede teilnehmende Stadt auf Grund der häufigsten Nennungen den oder die „typische“ Passant*in. In Bonn war 2022 sowohl donnerstags als auch samstags die typische Passantin weiblich, Mitte 40 Jahre alt, kam aus Bonn und fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln monatlich zum Einkaufen/Shoppen in die Innenstadt.

Die Innenstadt ist besonders bei den Bonner*innen beliebt. 77 Prozent der befragten Innenstadtbesucher*innen sind Bonnerinnen und Bonner. 2020 waren dies knapp 54 Prozent, 2016 knapp 62 Prozent, 2014 knapp 49 Prozent. 23 Prozent der befragten Personen kamen 2022 von außerhalb. In anderen Städten gleicher Größenordnung lag dieser Wert bei 31 Prozent. 

Die Besucher*innen der Bonner City sind mit 64 Prozent vor allem weiblich (2020: 59,3 Prozent) und liegt damit höher als in Vergleichsstätten. Das Durchschnittsalter der Besucher*innen hat sich von 2016 (knapp 38,9 Jahre) über 2020 (knapp 44,9 Jahre) auf 45,7 Jahr erhöht. Dem gegenüber liegt die Quote von jüngeren Menschen der Altersgruppen unter 40 Jahre bei 36,7 Prozent (2020: 41,9 Prozent).

Verkehrsmittelwahl: ÖPNV liegt vorn

Das meistgenutzte Verkehrsmittel war 2022 der öffentliche Personennahverkehr: 46,7 Prozent der Besucher*innen kamen mit Bus und Bahn, 34,7 Prozent mit dem Auto, 9,7 Prozent kamen zu Fuß und 8,9 Prozent mit dem Fahrrad. Der Bus- und Bahnanteil liegt in Bonn deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Städte (33,7 Prozent). Ein Grund hierfür dürfte im gut ausgebauten ÖPNV-Angebot mit seiner dichten Taktung liegen. Die Innenstadt ist nach wie vor gut zu erreichen; das zeigt sich darin, dass viele Besucherinnen und Besucher mit dem Auto in die Innenstadt kommen. Im Jahr 2022 war die Reihenfolge der Verkehrsmittel dieselbe wie 2016 und 2014.

Das Pandemiejahr 2020 zeigte hier einen „Ausreißer“: 40,3 Prozent der Besucher*innen kamen mit dem Auto, mit Bus und Bahn kamen 31,0 Prozent, 15,2 Prozent kamen zu Fuß und 13,5 Prozent mit dem Fahrrad. Das meistgenutzte Verkehrsmittel war 2020 der motorisierte Individualverkehr. Offenbar hatte sich im Jahr 2020 das Verhältnis der Verkehrsträger auf Grund der Corona-Pandemie verändert: Viele Menschen mieden aus Angst vor einer Ansteckung mit Covid-19 Busse und Bahnen und wechselten auf individuelle Verkehrsmittel wie Auto, Fahrrad oder zu Fuß, wo sie auf Abstand achten konnten.

City-Besuche dauern oft mehr als zwei Stunden

Erfreulicherweise halten sich die Menschen in der Bonner Innenstadt mit 67,2 Prozent mit mehr als zwei Stunden deutlich länger auf als im Ortsgrößendurchschnitt und gegenüber 2020 (beide 46,2 Prozent). Auch besuchen die Menschen vergleichsweise viele Geschäfte. Bonn verfügt über rund 130.000 Quadratmeter Verkaufsflächen. 

Verändert hat sich gegenüber 2020 die Häufigkeit der Innenstadtbesuche zum Einkaufen: im Jahr 2020 kamen 64,1 Prozent der Besucher*innen täglich oder wöchentlich zum Einkaufen in die City. 2022 waren es 46,7 Prozent. Die Zahl der Einkäufer*innen, die monatlich kommen, hat sich von 19,7 Prozent (2020) auf 40,1 Prozent im Jahr (2022) verdoppelt.

Ausgabeverhalten

Zusätzlich hat die Wirtschaftsförderung nach dem Ausgabeverhalten der Besucher*innen fragen lassen. Es zeigten sich Unterschiede zwischen einem Wochentag und dem Samstag als „klassischem Shoppingtag“: donnerstags gaben 42,5 Prozent der Käufer*innen mehr als 100 Euro aus, samstags waren dies 54,4 Prozent. 

Wie zu erwarten, geben Menschen von außerhalb der Stadt Bonn größere Beträge im Einzelhandel aus. Im Segment „Mehr als 200 Euro “ lag deren Anteil rund drei Mal höher als bei Bonner Besucher*innen. Von außen anreisende Besucher*innen fahren häufig gezielt zum „großen Einkauf“ in ein Oberzentrum wie die Bonner Innenstadt, während Bewohner*innen der Stadt selbst dagegen häufiger in die City fahren und dabei weniger Geld pro Besuch ausgeben. 

Einkaufserlebnis in der Innenstadt beliebt wie nie

Auf die Frage nach Veränderungen des Einkaufsverhaltens aufgrund des Onlinehandels antworteten 72,8 Prozent der Befragten „Ich kaufe zwar online ein, aber besuche diese Innenstadt zum Einkauf unverändert häufig“. Diese Zahl hat sich gegenüber dem Jahr 2020 mit 55,3 Prozent deutlich erhöht und liegt genauso deutlich über dem Ortsgrößendurchschnitt (53,4 Prozent).

Verbesserungswünsche: Innerstädtisches Wohnen und Arbeiten 

Die Passant*innen wurden auch nach ihren Anforderungen an die künftige Entwicklung der Bonner Innenstadt gefragt. Im Vergleich mit den anderen Städten zeigte sich, dass Bonn offenbar sehr gut ausgestattet ist, was Einzelhandels- und Gastronomieangebote sowie Medizin- und Bildungseinrichtungen betrifft. Ein großer Wunsch besteht nach innerstädtischem Wohnen und Arbeiten (64,0 Prozent/Ortsgrößendurchschnitt 37,2 Prozent).