Zeitfenster März: Einnahme von Bad Godesberg durch amerikanische Truppen
US-Kommando verlangte die kampflose Übergabe der Stadt innerhalb von zehn Minuten
Noch am Tag der Einnahme von Bad Godesberg selbst, dem 8. März 1945, schrieb der damalige Stadtrat Heinrich Ditz seine Erlebnisse dieses ereignisreichen Tages nieder.
Der Tag begann früh mit dem ersten Telefonanruf des amerikanischen Kampfkommandanten um 7:05 Uhr, den Heinrich Ditz aufgrund der Abwesenheit des Bürgermeisters Heinrich Alef annahm. Dieser hatte bereits zuvor am 6. März, aufgrund der sich nähernden amerikanischen Truppen, die Stadt verlassen und die Amtsgeschäfte an den Stadtrat übergeben. Die Amerikaner verlangten die kampflose Übergabe der Stadt innerhalb von 10 Minuten und drohten anderen Falles mit vernichtendem Artillerieangriff und neuen Bombengeschwadern. Stadtrat Ditz bat um Zeit zur Verhandlung mit dem zuständigen deutschen Kampfkommandanten, da er selbst keine Verfügungsgewalt über die deutschen Streitkräfte habe.
Der deutsche Kommandeur Richard Schimpf stand unter dem Befehl, Bad Godesberg bis zum letzten Mann zu verteidigen. So ist es Stadtrat Ditz, der mit u.a. der Dolmetscherin Annemarie Steeg und dem Kriminalobersekretär Otto Kessel über die friedliche Übergabe der Stadt mit den Amerikanern verhandelt. Es wurden Telefonanrufe getätigt, Rücksprachen gehalten, Fahrten durch das Stadtgebiet unternommen und die aktuelle Lage der Kampfhandlungen überprüft bis es schließlich zu einer Einigung kam. Gegen 13:30 Uhr endeten die Verhandlungen im Rathaus mit der zivilen Übergabe der Stadt. Stadtrat Ditz wurde durch den amerikanischen Kampfkommandanten zum kommissarischen Bürgermeister der Stadt ernannt, bis Josef Zander am 31. März 1945 zum neuen Bürgermeister ernannt wurde.
Der 6-seitige Bericht von Stadtrat Ditz ist nur einer der vorliegenden Berichte über die Einnahme von Bad Godesberg. In der Akte über die „Ereignisse am 7. und 8. März 1945 in Bad Godesberg“ (Go 9899) befinden sich Berichte von den meisten der involvierten Personen. Die Mehrzahl dieser Berichte ist jedoch erst nachträglich verfasst worden. Dennoch geben sie spannend und sehr detailliert die verschiedenen Blickwinkel auf die Ereignisse wieder.