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Jeder Mensch ist ein Abgrund – niemand weiß das so genau wie diejenigen, die unaufhaltsam vor ihm stehen. So wie der mittellose Soldat Woyzeck, der alles Menschenmögliche auf sich nimmt, um seine Freundin Marie und das gemeinsame Kind ernähren zu können. Er ist Handlanger und Barbier seines Hauptmanns und Versuchskaninchen eines Doktors. Durch seine Armut ausgeliefert, erleidet Woyzeck seinen Alltag, der durch Spott, Hetze, Drill, Verachtung und Gewalt bestimmt ist. Seinem Freund Andres ergeht es ähnlich, zumindest die Hoffnung auf eine Revolution von unten gibt dieser aber nicht auf. Marie hofft nur noch selten, die meiste Zeit funktioniert sie. Alleine kümmert sie sich um Woyzecks und ihr Kind, das sie nur spärlich durchbringt. Ihre Nachbarin Margarete ist ihr keine große Hilfe, doch verbirgt sich hinter deren unauffälliger Fassade mehr als man auf den ersten Blick erkennt.
In Büchners Dramenfragment sind alle Figuren Getriebene, sind Unterdrückende und Unterdrückte, Opfer und Täter. Woyzecks Versuch, ein guter Mensch zu sein, scheitert gnadenlos. Immer gehetzter und durch die medizinischen Versuche körperlich und geistig kaum noch zurechnungsfähig, gibt ihm Maries angeblicher Betrug den letzten entscheidenden Stoß in den Abgrund – er fällt und reißt die einzige Person mit hinab, die ihm in einer Welt, in der er als wertlos angesehen wird, einen Wert gegeben hat.
Der Fall Woyzeck ist kein Einzelfall, sondern ein Massenschicksal und gilt für Tausende. Das System der Entmenschung und die Folgen für die Opfer demonstriert Büchner, um dagegen mobil zu machen und im emphatischsten Sinne des Wortes dafür Bewusstsein hervorzurufen.
Sarah Kurze begann als Regieassistentin in Berlin an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, am Theater an der Parkaue, bei der Gruppe Lovefuckers in den Sophiensælen, dem Thalia Theater Hamburg und dem Deutschen Theater Berlin, an dem sie auch ihre ersten Inszenierungen zeigte. Es folgten Regiearbeiten am Theater Konstanz, dem Deutschen Theater Göttingen und dem Volkstheater Rostock. „Woyzeck“ wird ihre erste Regiearbeit am Theater Bonn.