Auch wenn die Stadt Bonn überwiegend dienstleistungsorientiert geprägt ist, hat das produzierende Gewerbe sowie das Handwerk aus strukturpolitischen und beschäftigungsrelevanten Gesichtspunkten einen hohen Stellenwert. So gewährleistet das produzierende Gewerbe beispielsweise ein breites Spektrum an Arbeitsplätzen etwa in der Fertigung. Außerdem sind viele Bonner Industrie- und Gewerbebetriebe führend auf nationalen und internationalen Märkten. Ziel ist es daher, auch künftig attraktive Gewerbeflächen für Ansiedlung, Expansion und Verlagerung von Gewerbebetrieben und Handwerksunternehmen anbieten zu können. Weil Flächenpotenziale auf dem Stadtgebiet jedoch knapp sind, steht der Gewerbeflächenbedarf meist in Konkurrenz zum Wohnraumbedarf sowie zu Büro- und Handelsnutzungen. Daher liegt neben der Entwicklung neuer Gewerbeflächen, ein besonderer Fokus auf der Sicherung vorhandener Gewerbegebiete sowie der Aktivierung von untergenutzten Flächenpotenzialen.
Gewerbeflächenangebot
Die Gesamtgröße aller Bonner Gewerbegebiete beträgt rund 456 ha. Hiervon stehen 25,7 ha für die Ansiedlung oder Verlagerung von Unternehmen zur Verfügung. Im städtischen Besitz befinden sich 13,5 ha. Die Areale können aufgrund von notwendigen Flächenentwicklungen erst mittelfristig einer Vermarktung zugeführt werden. Bei den städtischen Arealen handelt es sich um den circa 11,0 ha großen Büro- und Gewerbepark Pützchen und die circa 2,5 ha große Erweiterung des Gewerbeparks Buschdorf an der Hans-Herter-Straße.
Um die bestehende Gewerbeflächenknappheit schnellstmöglich abzumildern und mittelfristig auch wieder Gewerbeflächennachfragen von Unternehmen bedienen zu können, verfolgt die Bonner Wirtschaftsförderung weiterhin eine 3-Baustein-Strategie.
Informationen zum Thema Klimagerechtes Gewerbegebiet Beuel-Ost
3-Baustein-Strategie
Baustein 1: Entwicklung neuer städtischer Potenzialflächen und Flächenreaktivierung
Ein Augenmerk der Wirtschaftsförderung liegt weiterhin auf der Entwicklung neuer städtischer Gewerbegebiete. Diesbezüglich wird besonders die Entwicklung des Büro- und Gewerbeparks Pützchen sowie die Erweiterung des Gewerbeparks Buschdorf vorangetrieben. Für beide Areale muss jedoch noch Planungsrecht geschaffen werden, das neben den bau- und planungsrechtlichen Festsetzungen auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Klima und Mobilität berücksichtigen wird. Ebenso wird eine bessere Flächenausnutzung durch „gestapeltes Gewerbe“ angestrebt. Somit könnten in Bonn weitere eigene Gewerbeflächen - unter Abwägung mit anderen Nutzungen - geschaffen werden.
Außerdem wird die Weiterentwicklung und Qualifizierung von Gewerbegebieten im Bestand auch in Zukunft verfolgt. Im Hinblick auf die Bestandsqualifizierung wird für das Gewerbegebiet Bad Godesberg Nord zurzeit die Möglichkeit einer mehrfachen Innenentwicklung untersucht. Diese sieht eine bauliche Verdichtung bei gleichzeitiger Sicherung und Entwicklung von Grünvolumen und die Realisierung von nachhaltigen Mobilitätsformen vor und zwar im Einklang mit den Leitbildern für Klimaschutz und Klimaanpassung.
Zur Bestandsqualifizierung gehören ebenso die Entwicklungen im Gewerbegebiet Beuel-Ost. Die Ergebnisse aus dem Pilot-Projekt „Klimagerechtes Gewerbegebiet Beuel-Ost“ sollen perspektivisch auch auf andere Bonner Gewerbegebiete übertragen werden. Das Modellprojekt will aufzeigen, welche Möglichkeiten in einem bestehenden Gewerbegebiet genutzt werden können, Flächen zu entsiegeln und zu begrünen sowie Emissionen zu reduzieren.
Baustein 2: Interkommunale Gewerbeflächenentwicklung im Rahmen von Kooperationsmodellen (Zwischenstufe)
Im Rahmen von interkommunalen Gewerbegebietsentwicklungen existieren bei planerisch gesicherten Flächen keine regionalplanerischen Bindungen. Dennoch entwickelt die Gemeinde Alfter zurzeit das circa 29 ha große Gewerbegebiet Alfter-Nord gemeinsam mit Bonn und Bornheim. Die Kommunen sehen in der interkommunalen Zusammenarbeit bei der Flächenentwicklung und -vermarktung den richtigen Ansatz, die immer knapper werdende Ressource „Gewerbeflächen“ regional anzubieten und ansässige Unternehmen in der Region zu binden und neue Unternehmen zu gewinnen. Zurzeit wird für dieses Gewerbegebiet Planungsrecht geschaffen.
Baustein 3: Interkommunale Gewerbeflächenentwicklung im Sinne des Regionalplans
Eine interkommunale Gewerbeflächenentwicklung im Sinne des Regionalplans soll ebenfalls zwischen der Stadt Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis-Kommunen vorangetrieben werden. Daher wurde in einem regionalen Gewerbeflächengutachten untersucht, welche Flächenbedarfe für die Wirtschaft insgesamt in der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis in Zukunft bestehen und ob die vorhandenen Flächenreserven in Größe und Qualität zur Deckung der Bedarfe geeignet sind.
Zurzeit werden Möglichkeiten und Voraussetzungen einer interkommunalen Gewerbeflächenentwicklung im Sinne des Regionalplans geprüft. In diesem Zusammenhang wird auch die Möglichkeit zur Umsetzung eines Gewerbeflächenpools, in den sämtliche verfügbaren Flächenpotenziale zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung eingespeist werden, geprüft.