Besondere Herausforderungen
Neben der anhaltenden Pandemie und ihren Auswirkungen kamen im Jahr 2021 weitere Herausforderungen auf die Wirtschaft und insbesondere auf den Arbeitsmarkt in der Region Bonn/Rhein-Sieg zu. So hat die schwere Flutkatastrophe im Juli 2021 an der Ahr und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis viele Menschen unmittelbar oder mittelbar getroffen.
Situation für Auszubildende
Auch wirken sich die Pandemie bedingten Schulschließungen, das Fehlen der Berufsorientierungsangebote, die Unmöglichkeit von Betriebspraktika und der vollständige Ausfall von Ausbildungsbörsen massiv auf den regionalen Ausbildungsmarkt aus. Noch nie zuvor war es für Unternehmen so schwer Auszubildende zu finden. Insgesamt hat sich der Arbeitsmarkt in der Region durch die Pandemie verändert. Besonders stark betroffenen Branchen der Bewirtung, Freizeitwirtschaft und Handel erholen sich nur langsam. Durch Kurzarbeit als Stabilisationsfaktor in der Krise, blieb die Beschäftigungssituation insgesamt vergleichsweise stabil. Die Krise als Chance nutzten viele Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen zur Modernisierung ihrer Strukturen. Die Digitalisierung erlebte in vielen Bereichen einen Entwicklungsschub. Die entsprechenden Beratungs- und Förderangebote der Regionalagentur wurden in dem Zusammenhang verstärkt nachgefragt. Nahezu alle Veranstaltungsformate konnten in digitaler Form und zunehmend auch wieder in Präsenz durchgeführt werden. Der Trend zum mobilen bzw. hybriden Arbeiten setzt sich besonders in Verwaltungen und der Dienstleistungsbranche durch.
Fachkräfte gesucht
Der Fachkräftemangel sowie die steigende Langzeitarbeitslosigkeit sind weiterhin die zentralen Herausforderungen des Bonner Arbeitsmarktes. Vorausschauende Personalpolitik und die aktive Gestaltung von Organisations- und Arbeitsprozessen wurden engagiert angenommen. Die betriebliche Qualifizierung und Weiterbildung gewinnen stark an Stellenwert und entwickeln sich in vielen Bereichen zu zentralen Themen der Fachkräftesicherung.
Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg
Die Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg vertritt die Zielsetzungen und Förderinstrumente der Landesarbeitsmarktpolitik NRW und des Europäischen Sozialfonds, in der neuen Förderphase 2021ff. Als Transferstelle zwischen EU, NRW und regionalen Interessen, vernetzt die Regionalagentur die wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Akteure, um nachhaltige Projekte zur Stärkung des regionalen Arbeitsmarktes auf den Weg zu bringen. Schwerpunkte bilden dabei die Themen: „Aus- und Weiterbildung“, „Fachkräftesicherung“ und „digitale, soziale und ökologische Transformation“.
Bündnis für Fachkräfte Bonn/Rhein-Sieg
Im 10. Jahr des Bestehens hat sich das regionale Netzwerk um das Thema Fachkräftesicherung mit den anfänglich genannten Krisen für die Wirtschaft und dem Arbeitsmarkte konfrontiert gesehen. Hierbei hat sich gezeigt, dass das vernetzte Handeln der Akteure auch im „Krisenmodus“ funktioniert. Wichtige arbeitsmarktpolitische Herausforderungen wurden in bewährter Art gemeinsam angegangen und Lösungswege erarbeitet. Bereits seit 2012 steht dieses regionale Netzwerk für die Bündelung des „Know-hows“ rund um das Thema Fachkräftesicherung. Die wesentlichen Arbeitsmarktakteure der Region sind hier unter Federführung der Regionalagentur Bonn/Rhein-Sieg angetreten, verbindliche Antworten auf die arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Region zu erarbeiten und umzusetzen.
Betriebe und Beschäftigte
Die Förderung von Personalentwicklungsprozessen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bilden einen Schwerpunkt der Landesarbeitsmarktpolitik. Hierbei geht es neben der Unterstützung der einzelnen Mitarbeitenden für berufliche Weiterbildungen auch darum, in den Unternehmen zukunftssichere Strukturen zu schaffen, um wettbewerbsfähig und krisensicher aufgestellt zu sein. Die Stärkung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sowie die Unterstützung bei der Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitenden sind fundamentale Eckpunkte der Arbeitsmarktpolitik. Insoweit berät die Regionalagentur zu den Förderangeboten von Land, Bund und EU. Das schafft innovative und wettbewerbsfähige Betriebe und kompetente und flexible Teams. Im Jahr 2021 haben in der Region Bonn/Rhein-Sieg insgesamt 1 239 Beschäftigte von einem Bildungsscheck NRW profitiert. Die Möglichkeit von Inhouse-Schulungen für ganze Teams wurde von Betrieben häufiger nachgefragt.
Die Potentialberatung NRW sowie die Förderprogramme „unternehmensWert:Mensch“, „unternehmensWert:Mensch PLUS“ sowie „Gestärkt durch die Krise“ konnten 39 Unternehmen 2021 aktiv nutzen.
Jugend und Beruf
Junge Menschen mit Unterstützungsbedarf werden durch das EU-geförderte „Ausbildungsprogramm NRW“ professionell auf dem Weg in die Ausbildung begleitet. Gleichzeitig erhalten Ausbildungsbetriebe einen finanziellen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung für zusätzlich eingerichtete Ausbildungsstellen – seit 2018 mit 180 Plätzen.
Für Menschen mit Familienverantwortung ist eine Berufsausbildung in Teilzeit ein guter Start ins Berufsleben. Das vom Land NRW und Europäischen Sozialfonds geförderte Programm "Teilzeitberufsausbildung - Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen" (TEP) unterstützt diesen. Insgesamt standen 20 Plätze im Jahr 2021 in der Region zur Verfügung. Trotz der Pandemie konnten 12 Teilnehmende in eine Berufsausbildung in Teilzeit vermittelt werden. Die Regionalagentur koordiniert diese Programme, leistet die fachliche Begleitung und sorgt für die ergebnisorientierte Vernetzung aller beteiligten Akteur*innen.
Zielgruppenförderung
Auch während der Pandemie hat sich gezeigt, dass die „Beratungsstellen Arbeit“ eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit einnehmen. Hier können sich arbeitslose- oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen neutral und unabhängig beraten lassen. Die Themen prekäre Beschäftigung sowie Arbeitsausbeutung haben in der Beratungsstelle in Bonn-Tannenbusch seit Beginn der Pandemie stark zugenommen. Nachfrage kommt insbesondere von Service- und Reinigungskräften sowie von Kurierfahrer*innen mit zum Teil abenteuerlichen Arbeitsverträgen. Ein eigens vom Land NRW eingerichteter Rechtsberatungspool unterstützt die Beratungsstelle.
Ein weiteres Beratungsangebot in Bonn richtet sich an Personen, die sich im Erwerbsleben befinden und sich beruflich neu orientieren wollen- oder müssen. „Perspektive im Erwerbsleben“ (PIE) heißt das Angebot und ermöglicht ein individuelles Coaching durch qualifiziertes Fachpersonal bei freien Trägern der Weiterbildung und der Volkshochschule Bonn.
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