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Bundesstadt Bonn

Eröffnung eines Hauses des Kinderschutzes am Bonner Venusberg

Fünftes wissenschaftliches Symposium der Bonner „KinderSchutzGruppe“ mit Referent*innen und Gästen beteiligter Institutionen und aus der Politik

Dies ist eine Pressemeldung des Universitätsklinikums Bonn

Anlässlich der bevorstehenden Eröffnung ihres Hauses des Kinderschutzes hat die Bonner „KinderSchutzGruppe“ ihr fünftes wissenschaftliches Symposium ausgerichtet. Der Fokus der wissenschaftlichen Beiträge lag auf der kindgerechten richterlichen Befragung, der psychologischen Exploration und traumatherapeutischen Kernprinzipien sowie dem Einblick in die digitale Forensik. Grußworte zur Eröffnung des Symposiums sprachen unter anderem Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, Dr. Barbara Havliza, Opferschutzbeauftragte des Landes NRW und Dr. Wolfgang Onderka, Vorsitzender Dr. AXE – Stiftung. Die Trägerschaft für das Haus des Kinderschutzes übernimmt das Universitätsklinikum Bonn (UKB), die Immobilie in Kliniknähe wurde von der Dr. AXE-Stiftung in Bonn zur Verfügung gestellt, die finanzielle Förderung übernimmt das Innenministerium des Landes NRW.

Die Referent*innen des Symposiums und Gäste beteiligter Institutionen und aus der Politik: (v.l.): Carlos von Farkas und Daria Zarmarlik, Geschäftsführer und Gutachterin von Forensik.it, Edwin Pütz, Richter am Amtsgericht Düsseldorf, Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, Prof. Henri Paletta, Innenministerium NRW, Jürgen Freiberg, zentraler Ansprechpartner für Kinderschutz und für die Kinderschutzambulanz des UKB, Dr. Barbara Havliza, Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, Hermann-Josef Borjans, Leiter Opferhilfe Dr. AXE-Stiftung, Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB, Dr. Wolfgang Onderka, Vorsitzender Dr. AXE-Stiftung, Prof. Rainer Ganschow, Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des UKB und Prof. Meinolf Noeker, Krankenhausdezernent des LWL-Psychiatrie Verbund Westfalen.

Kinder sind verletzlich und schutzlos und auch die Jugendphase birgt für Heranwachsende wieder neue Verletzlichkeiten. Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche bestmöglich vor Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung zu schützen. Doch auch 2024 vermeldete das Bundeskriminalamt (BKA), dass in Deutschland weiterhin ein Anstieg der Fallzahlen bei Sexualdelikten gegen Kinder und Jugendliche verzeichnet wurde. Im Jahr 2023 registrierten die Strafverfolgungsbehörden 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern, sexuellen Missbrauch von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren stellte die Polizei in 1.200 Fällen fest. Das Dunkelfeld der solcher Taten wird dabei immer noch als sehr groß eingeschätzt, viele Fälle von sexuellem Missbrauch kommen nie zur Anzeige.

„Betroffene zeigen an ihnen begangene Taten in nicht seltenen Fällen nicht an. Sie haben Angst davor, im ermittlungs- und Strafverfahren unsensibel behandelt werden, dass man ihnen nicht glaubt, dass man am Ende sie als die Verursacher dastehen lässt. Das haben Untersuchungen wie z.B. die der Unabhängigen Kommission zu Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ergeben. Das darf so nicht sein! Wir brauchen Konzepte, mit denen sich Betroffene unterstützt und gestärkt fühlen, den manchmal langen und beschwerlichen Weg des Strafprozesses zu gehen, damit die Schuldigen bestraft werden. Das gilt für Kinder in ganz besonderem Maße. Sie brauchen für diesen schwierigen Prozess dringend Vertrauen, Begleitung, Verständnis und eine behütete Umgebung. Und genau das ist in einem Haus des Kinderschutzes der Fall,“ so Barbara Havliza, Opferschutzbeauftragte des Landes NRW, im Rahmen der Veranstaltung.

„Haus des Kinderschutzes“ als behördenübergreifende, multidisziplinäre Anlaufstelle in Bonn

In mehreren europäischen Ländern sind in den vergangenen Jahren Modelle für Einrichtungen umgesetzt worden, die unter einem Dach interdisziplinär medizinische Versorgung, soziale Unterstützung durch Kinder- und Jugendhilfe, Polizei und Gerichtsbarkeit sowie Psychotherapie bzw. psychosoziale Beratung und Behandlung vereinen. Diese häufig „Kinderhaus“ genannten Einrichtungen, zeichnen sich durch eine kinderfreundliche Gestaltung aus, die den Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien während der strafrechtlichen Fallbearbeitung bei sexuellem Missbrauch verbessern sollen.

Auch in Bonn wird nun solch ein Haus des Kinderschutzes entstehen. Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, unterstützt die Pläne: „Der Auftakt heute ist ein wichtiges Zeichen für den Schutz von Kindern in Bonn. Kinder und Jugendliche, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben, erhalten mit dem Haus des Kinderschutzes wichtige kindgerechte Hilfe. Dieses Leuchtturmprojekt für Bonn und das erste im Regierungsbezirk Köln erweitert den Kinderschutz in unserer Stadt um einen zentralen Baustein. Optimale Vernetzung und Zusammenarbeit sind bedeutend für gelingenden Schutz von Kindern und Jugendlichen. Bonn ist hier schon sehr gut aufgestellt - und wird bald weiter gestärkt durch die Kooperation der Kinderschutzgruppe des Universitätsklinikums Bonn, der Dr. AXE-Stiftung und weiterer Partner“, so die Oberbürgermeisterin.

UKB bietet Betroffenen mit Kinderschutzambulanz schon lange Schutz und medizinische Hilfe

Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) übernimmt die Trägerschaft des Kinderschutzhauses als Kompetenzzentrum für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche. „Das UKB setzt sich schon sehr lange für den Kinderschutz ein. 2007 gründete sich hier am UKB die KinderSchutzGruppe, die sich aus Mitarbeitenden verschiedener Kliniken und Institute des Universitätsklinikums Bonn sowie externen Fachleuten aus Medizin und Justiz zusammensetzt. Ziel war es, dass wir Kindern mit Verdacht auf Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung im klinischen Alltag besser erkennen, behandeln und ihnen helfen können,“ erklärt Prof. Rainer Ganschow, Leiter des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin des UKB.

Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB ergänzt: „Seitdem hat sich die Arbeit und das Angebotsspektrum dieser multiprofessionellen Gruppe sehr erweitert. Die Implementierung und der Betrieb eines Haus des Kinderschutzes ergänzt das am UKB bereits bestehende Angebot im medizinischen Kinderschutz und wir können unsere bisherigen Erfahrungen und die hervorragende medizinische Expertise aller am UKB vorhandenen Fachdisziplinen zum Wohle von Kindern und Jugendlichen, die Opfer oder Zeuge von sexualisierter und oder körperlicher Gewalt geworden sind, sehr sinnvoll einbringen. Darauf bin ich stolz.“

Die Eröffnung ist für 2025 geplant. Vorab wird das Gebäude, das die Dr. AXE-Stiftung in Bonn im Rahmen ihres Stiftungszweckes „Opferhilfe“ für den Betrieb des Kinderschutzhauses zur Verfügung gestellt hat, für den neuen Zweck umgebaut. Dr. Wolfgang Onderka, Vorsitzender der Dr. AXE-Stiftung, betonte hierzu in seinem Grußwort: „Unsere Stiftung führt das Lebenswerk von Dr. Axe weiter, der seiner Heimatstadt Bonn sehr verbunden war. Deshalb freut es uns sehr, dass wir mietfrei eine passende Immobilie in Nähe zum Venusbergcampus zur Verfügung stellen und damit den Kinderschutz in Bonn fördern können.“

Zum Universitätsklinikum Bonn

Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, hatte 2023 in der Forschung über 100 Mio. Euro Drittmittel und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB mit Platz 1 unter den Uniklinika in der Kategorie „Deutschlands Ausbildungs-Champions 2024“ ausgezeichnet.