Die Gesellschaft altert, was immer mehr Menschen vor die Herausforderung stellt, die Pflege von Angehörigen und ihre Berufstätigkeit zu vereinbaren. Auch Beschäftigte der Stadt Bonn müssen diesen Spagat meistern. Um diese zu unterstützen und insgesamt den demographischen Wandel und das Thema Pflege und Berufstätigkeit verstärkt in den Blick zu nehmen, ist die Stadt Bonn nun dem Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ NRW beigetreten. Oberbürgermeisterin Katja Dörner unterzeichnete die entsprechende Charta am Montag, 13. November 2023, im Beisein von Georg Oberkötter, Referent im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, sowie Greta Ollertz, Projektleitung Servicezentrum des Landesprogramms. Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn, Stephanie Clemens-Krämer, Marion Kraemer, Abteilungsleiterin Personalservice, sowie Tanja Brinkmann, Vorsitzende Gesamtpersonalrat, und Elisabeth Heuschkel, Personalrätin und Gesamtvertrauensperson der Schwerbehinderten, nahmen teil. Sie alle unterstützen und begleiten das Programm im Rahmen einer Kooperation, um die Anliegen der Beschäftigten und die Bedürfnisse besser in Einklang zu bringen.
„Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen und damit auch die Zahl der pflegenden Angehörigen nimmt in unserer Gesellschaft kontinuierlich zu. Auch bei der Stadtverwaltung Bonn müssen viele unsere Mitarbeitenden sich der Doppelbelastung von Beruf und Pflege stellen“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Mit dem Beitritt zum Landesprogramm wollen wir ein Zeichen setzen und Unterstützung anbieten. Dies ist ein wichtiger Beitrag für unsere Unternehmenskultur, wir lassen unserer Beschäftigten mit der Herausforderung Pflege und Beruf nicht allein“, so die OB weiter.
Um diese Herausforderung besser meistern zu können, verpflichtet sich die Stadt Bonn mit dem Beitritt zum Landesprogramm dazu, die Pflegefreundlichkeit der Stadtverwaltung zu verbessern. Dafür können sich Mitarbeitende zum Beispiel als so genannte Pflege-Guides qualifizieren lassen. Diese sind dann im Unternehmen erste Ansprechpersonen für die Kolleg*innen und können über Vereinbarkeitsangebote im Unternehmen und gesetzliche Regelungen informieren, vermitteln bei individuellen Lösungen für ein gutes Pflegearrangement und sind auch eingebunden in die Strukturen des innerbetrieblichen Gesundheitsmanagements und der Personalpolitik.
Durch das Landesprogramm wird zudem ein digitaler betrieblicher Pflegekoffer zur Verfügung gestellt. Dieser enthält ausführliches Informationsmaterial, das für die Gespräche mit pflegenden Kolleginnen und Kollegen genutzt werden kann. Zusätzlich werden lokale Netzwerkveranstaltungen organisiert, bei denen ein thematischer Austausch zwischen beteiligten Unternehmen möglich ist. Hilfreich ist auch der Zugriff auf das Webportal, das mit relevanten Informationen zu einer pflegefreundlichen Ausrichtung des Unternehmens und raschen Weitergabe von Informationsmaterial an pflegende Erwerbstätige beiträgt.
Stephanie Clemens-Krämer: „Chancengleichheit kann nur funktionieren, wenn alle am Erwerbsmarkt gleichberechtigt teilnehmen können. Die Pflege von Angehörigen wird immer noch größtenteils von Frauen in den Familien übernommen. Durch die Maßnahmen im Landesprogramm können wir hier für unsere Kolleg*innen weitere Unterstützung anbieten.“
„Das Landesprogramm dient der Fachkräftebindung, stabilisiert die häusliche Pflege und entlastet erwerbstätige pflegende Angehörige. Es bietet konkrete Unterstützung für Unternehmen und Beschäftigte und ebnet den Weg zu regionalen Entlastungsangeboten“, erläuterte Georg Oberkötter, Vertreter des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen.
Neben der Unterstützung der pflegenden Beschäftigten soll das Landesprogramm ein weiterer Baustein in der Personalpolitik der Stadt Bonn sein, um Mitarbeitende zu halten und so einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Denn je besser Beschäftige Pflege und Beruf vereinbaren können, desto eher kann die Erwerbstätigkeit aufrecht gehalten werden. Gelingt die Vereinbarkeit nicht, können steigende Krankheitstage, Teilzeitwunsch oder gar Kündigung aufgrund der Belastung die Folge sein.
Diese Ziele - Entlastung von pflegenden Beschäftigten und Fachkräftesicherung - sind in der Agenda der Stadt Bonn als Arbeitgeberin bereits stark vertreten. Die Stadt hat sich 2021 auditieren lassen und trägt seitdem das Qualitätssiegel „berufundfamilie“ für eine betriebliche Vereinbarkeitspolitik, die als grundsätzliche Haltung verstanden wird und im Arbeitsalltag gelebt wird. Bausteine dieser Vereinbarkeitspolitik sind zum Beispiel eine moderne Form der mobilen Arbeit sowie Arbeitszeitmodelle, mit denen sich auf verschiedene Lebenssituationen reagieren lässt. Dazu gehören Teilzeit, Vollzeit, Telearbeit, Altersteilzeit, gleitende Arbeitszeit oder ein Sabbatical. Der begleitete Wiedereinstieg in den Beruf sowie ein auditiertes und ausgezeichnetes Gesundheitsmanagement sind weitere Beispiele. „Der Beitritt zum Landesprogramm Beruf & Pflege NRW ergänzt diesen Weg zu einer noch familienfreundlicheren Arbeitgeberin“, betont die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn, Stephanie Clemens-Krämer.
Über das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen und damit auch die Zahl der pflegenden Angehörigen nimmt kontinuierlich zu. Auch die Erwerbsquote steigt stetig. Entsprechend wird die Gruppe der erwerbstätigen pflegenden Angehörigen immer größer. Zeitgleich verschärft sich in vielen Unternehmen der Fachkräftemangel weiter. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die Landesverbände der Pflegekassen sowie der Verband der Privaten Krankenversicherung wollen die Situation von Arbeitnehmer*innen mit Pflegeverantwortung verbessern und gleichzeitig einen Beitrag zur Fachkräftesicherung und -gewinnung für Unternehmen leisten.
Hierzu wurde für Nordrhein-Westfalen das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege" ins Leben gerufen. Im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln ist das Servicezentrum Pflegevereinbarkeit NRW eingerichtet und mit der Koordinierung der Umsetzung des Landesprogramms, das zunächst über drei Jahre läuft, betraut. Weitere Informationen unter https://berufundpflege-nrw.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)