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Bundesstadt Bonn

„Was ich anhatte“: Ausstellung macht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam

Im Foyer des Stadthauses sind ab 21. November 2022 Installationen mit Kleidung von Frauen zu sehen, die Betroffene von sexuellen Übergriffen wurden. Die Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn und die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Bonn zeigen die Präsentation von Beatrix Wilmes anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen.

Eine Frau erlebt sexualisierte Gewalt, wird vergewaltigt. Immer noch wird anschließend thematisiert, wie die Frau gekleidet war. War es ein kurzer Rock, ein enges Top oder zeigte sie Dekolleté? Dabei ist klar: Egal, was es war, durch nichts ist zu rechtfertigen, der Frau eine Mitschuld an der Tat zu geben.

Die Ausstellung „Was ich anhatte“ greift dieses Thema eindrücklich auf. Im Foyer des Stadthauses sind ab Montag, 21. November 2022, Installationen der Autorin und Dokumentarfilmerin Beatrix Wilmes zu sehen. Die Ausstellung macht anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen noch bis zum 5. Dezember 2022 Station in der Bundesstadt. Die Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn und die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Bonn haben sich dafür eingesetzt, dass „Was ich anhatte“ im Stadthaus zu sehen ist.

Der Titel der Ausstellung spielt darauf an, dass das Aussehen, die Kleidung oder das Verhalten der Betroffenen völlig unerheblich für die Ausübung von Gewalt sind. „Was hattest Du an?“ werden Betroffene häufig gefragt, wenn sie über sexualisierte Gewalt reden. Solche Fragen verlagern die Verantwortung für die Tat und tragen dazu bei, Gewalt gegen Frauen zu individualisieren, zu rechtfertigen und zu verharmlosen. Denn sexualisierte Gewalt ist ein schweres Gewaltverbrechen. Die Motive sind Machtausübung und Demütigung - und die Schuld liegt allein bei denjenigen, die Gewalt ausüben.

Das Plakat zur Ausstellung "Was ich anhatte" zeigt Kleidung von Frauen, die Betroffene von sexualisierter Gewalt wurden.

OB Dörner: Sexualisierte Gewalt nicht als Tabuthema behandeln

Die Ausstellung will mit falschen Vorstellungen, sogenannten Vergewaltigungsmythen, brechen. Im Rahmen der Ausstellung berichten zwölf Frauen in Textform von sexuellen Übergriffen, die sie erlebt haben. Die Texte sind Kleidungsstücken zugeordnet, größtenteils die Originalkleidung, die die Frauen während des Übergriffs trugen. Die jüngste Teilnehmerin war zum Zeitpunkt der Tat sechs Jahre alt, die älteste über 80 Jahre.

„Es ist den Frauen sicherlich nicht leichtgefallen, die Texte zu formulieren, aber sie wollten nicht länger schweigen. Sie möchten mit ihren Texten in der Ausstellung anderen Frauen Mut machen, sich zu öffnen und sich helfen zu lassen. Mir ist es wichtig, dass das Thema sexualisierte Gewalt nicht als Tabuthema behandelt wird“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die die Ausstellung eröffnen wird. Der Oberbürgermeisterin ist es ein Anliegen, die Öffentlichkeit auf das Thema „Gewalt an Frauen“ aufmerksam zu machen. „Denn nur wer hinhört oder hinsieht, wenn einem eine Situation seltsam erscheint, selber einschreitet oder Hilfe herbeiruft, kann Gewalt verhindern“, ist sie überzeugt.

Die Ausstellung „Was ich anhatte“ ist eine Wanderausstellung, die bereits in zahlreichen Städten gezeigt wurde, um für das Thema zu sensibilisieren. „Im Vordergrund der Ausstellung steht das Erzählen diverser Geschichten erlebter sexualisierter Gewalt. Frauen werden nicht vergewaltigt, weil sie einen Minirock tragen. Hier herrscht eine Täter-Opfer-Verkehrung, auch victim blaming genannt, vor. Die Frauen werden zu Täterinnen gemacht, weil sie die ‚falsche Kleidung‘ getragen haben. Auch auf diese falsche Opferschuld will die Ausstellung hinweisen“, sagt Kuratorin Beatrix Wilmes.

Ausstellung anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November

Die Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn präsentiert die Ausstellung gemeinsam mit der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt Bonn. „Gewalt gegen Frauen ist immer noch ein großes gesellschaftliches Problem, das dringend einer Lösung bedarf“, sagt Stephanie Clemens-Krämer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn. Statistisch gesehen erfährt jede dritte Frau mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. In der Mehrheit der Fälle aus dem nahen Umfeld, durch Partner, Bekannte, Kollegen. Aber auch auf der Straße, im öffentlichen Raum. Aus Anlass des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen, der jedes Jahr am 25. November stattfindet, wollen Stadt Bonn und die Beratungsstelle dazu beitragen, dass noch mehr Menschen Gewalt gegen Frauen als ein gesellschaftliches uns strukturellen Problem erkennen.

„Genauso wichtig ist uns allerdings, dass jede und jeder sich darüber bewusst wird, dass man selbst dazu beitragen kann, Gewalt zu verhindern – durch aufmerksames Zuhören, Hilfe anbieten und initiieren oder indem man einschreitet und klar Stellung bezieht, wenn man Zeug*in von verbalen oder körperlichen Übergriffen wird“, appelliert Conny Schulte, Leiterin der Bonner Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Um dieses Bewusstsein zu schärfen, hat die Beratungsstelle aktuell auch die Kampagne „Support“ laufen, die alle Menschen ermutigen soll, hinzuschauen, zu helfen und sich solidarisch mit Betroffenen zu zeigen. Weitere Informationen auch unter  https://beratung-bonn.de/projekte/support/ (Öffnet in einem neuen Tab)

Die Ausstellung ist noch bis Montag, 5. Dezember 2022, zu den Öffnungszeiten des Stadthauses zu sehen: Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr. Weitere Informationen auch unter  www.wasichanhatte.de (Öffnet in einem neuen Tab)