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Bundesstadt Bonn

„Poppelsdorfer Schwarze“: Lokale Kirschsorte neu entdeckt

Das Bonner Amt für Umwelt und Stadtgrün und die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn haben sich zusammengetan, um die alte lokale Kirschsorte „Poppelsdorfer Schwarze“ zu erhalten. In ein paar Jahren können die Kirschbäume im städtischen Gebiet gepflanzt und so vor dem Aussterben bewahrt werden.

Alte Sorten sind einheimische Sorten, die sich jahrhundertelang an ihre Anbauregionen angepasst haben. Sie bieten eine Vielfalt an Formen, Farben und Geschmack. Trotzdem wurden sie mit der Zeit verdrängt. Ein Grund dafür ist unter anderem die Züchtung neuer Sorten, um die Wirtschaftlichkeit für die Landwirtschaft zu steigern. Zudem gibt es strenge Sortenschutzregelungen, die das geistige Eigentum an Pflanzenzüchtungen schützen, und das Saatgutverkehrsgesetz, das den Verkauf von Saatgut regelt und reglementiert. Auch dadurch wird die Sortenvielfalt minimiert.

Der Verdrängung der alten lokalen Sorten wollen Stadt und Universität entgegenwirken. Jan Stiller, Sachgebietsleiter im Amt für Umwelt und Stadtgrün, betont: „Wir arbeiten zusammen, um den Erhalt lokaler Sorten sicherzustellen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und des kulturellen Erbes.“

Süßkirsche „Poppeldorfer Schwarze“ wiederentdeckt

Die Süßkirsche „Poppeldorfer Schwarze“ war früher besonders im Bonner Stadtteil Poppelsdorf weit verbreitet. Es handelt sich um eine Herzkirsche, die pünktlich zur Poppelsdorfer Kirmes Anfang Juli reifte.

Heute sind nur noch wenige alte Bäume davon vorhanden. Mitte der 1990er Jahre wurde einer von ihnen in einer Schrebergartenanlage in Poppelsdorf wiederentdeckt. Die Botanischen Gärten der Universität Bonn, die sich für den Erhalt alter lokaler Obst- und Gemüsesorten einsetzen und deren Nutzpflanzensammlung zu einer der größten der Welt zählt, haben diese Sorte vermehrt. Dann haben sie das genetische Material an die Stadt geliefert. Die kann durch das Pflanzen der „Poppelsdorfer Schwarze“ nun zum Arterhalt beitragen.

In drei Jahren sollen neue Kirschbäume gepflanzt werden

Die Stadt hat die Baumschule Ley aus Meckenheim beauftragt, eine Veredelung durchzuführen und die so entstehenden Bäume großzuziehen. Bei der Veredelung wird ein sogenannter Edelreis - im Fall der „Poppelsdorfer Schwarze“ ein Ast - auf einen wilden Sämling beziehungsweise eine Wurzel, auch Unterlage genannt, aufgesetzt. In circa drei Jahren können dann zwischen 20 und 25 Hochstämme, also Obstbäume mit einer Mindestgröße von 150 Zentimetern, gepflanzt werden. Ein Standort könnte der Poppelsdorfer Friedhof werden, die restlichen Kirschbäume sollen auf das gesamte Stadtgebiet verteilt werden.

In den Botanischen Gärten der Universität Bonn finden auch immer wieder Samen- und Pflanzentauschbörsen statt. So haben auch Privatpersonen die Möglichkeit, alte Sorten zu erwerben und anzubauen und somit einen Beitrag zur Artenvielfalt in der Stadt zu leisten. Weitere Informationen dazu gibt es unter  https://www.botgart.uni-bonn.de/de/ihr-besuch/veranstaltungen (Öffnet in einem neuen Tab).