Durch die Erholungsnutzung der Waldgebiete entstehen Konflikte mit dem Forst- und Naturschutzrecht und zwischen den Waldnutzer*innen untereinander. Um mögliche Lösungsansätze zu identifizieren, wurde von der Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um die Möglichkeit einer legalen Mountainbike-Strecke zu prüfen. Die Studie, die vom Landschaftsarchitekturbüro Maier durchgeführt wurde, liegt nun vor. Darin werden verschiedene Varianten von offiziellen Mountainbike-Trails untersucht, verglichen und bewertet. Besonders relevant dabei waren die Aspekte „Umwelt und Natur“, „Planung“, „Haftung“, „Nutzungsqualität“ und „Potentiale“.
Die ersten beiden Varianten (Belassen der aktuellen Situation oder Umwidmung bestehender (Wander-)Wege) kommen nicht infrage, da sie zu starken Beeinträchtigungen für die Natur führen oder für die Mountainbiker*innen nur bedingt zufriedenstellend sind. Somit besteht die Gefahr weiterer Nutzungskonflikte. Die Varianten drei - (Teil-)Freigabe der illegalen Trails - und vier (Korridore für flexible Streckenführung) stellen einen nachhaltigeren Ansatz dar.
Von der Stadt wird die vierte Variante empfohlen: „Besonders vorteilhaft ist die Einrichtung eines Korridors, der für Mountainbiker*innen zur flexiblen Gestaltung von Trails freigegeben wird. So könnte ein größeres und abwechslungsreiches Streckenkonzept realisiert und den Sportler*innen ein attraktives Angebot gemacht werden“, erklärt Stefan Günther, Leiter des Sport- und Bäderamtes.
Die Eingriffe in Umwelt und Natur können durch einen festen Standort begrenzt werden, wenn die Strecke mit regelmäßigen ordnungsbehördlichen Kontrollen und einem erfolgreichen Rückbau der illegalen Trails einhergehen würde. „Mit einer offiziellen, legalen Strecke und zusätzlichen flankierenden Maßnahmen können wir versuchen, den illegalen Trails entgegenzuwirken. Dies wäre ein Erfolg, denn diese belasten die Natur und den Wald sehr“, sagt Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde. Auch für andere Waldnutzer*innen, wie etwa Spaziergänger*innen, stellt die Option eine sinnvolle Lösung dar, da gefährliche Kreuzungssituationen zwischen illegalen Trails und offiziellen Wegen reduziert werden sollen.
Gesamtkonzept und Beteiligungsprozesse
Auf Grundlage der Machbarkeitsstudie soll ein Gesamtkonzept ausgearbeitet werden, das der räumlichen und konzeptionellen Planung eines legalen Mountainbike-Korridors am Hangbereich des Venusbergs dient.
Das Gesamtkonzept einschließlich der Entwurfsplanung wird den politischen Gremien vorgelegt. Die Verwaltung beabsichtigt, im Zuge des Prozesses eine Bürgerbeteiligung durchzuführen, bei der Bürger*innen und Vereine mit einbezogen werden. Ziel ist es, dass allen Interessent*innen die Möglichkeit haben, aktiv an der weiteren Ausgestaltung mitzuwirken. Teil der Planung wird auch die Klärung der Eigentumsverhältnisse der betroffenen Waldflächen sein. Zusätzlich soll ein Regelwerk zur Nutzung der Trails in dem Korridor erarbeitet werden.
Die Kosten für die Bürgerbeteiligung und das Erstellen der naturschutzfachlichen Gutachten werden voraussichtlich bis zu 20.000 Euro betragen. Die Mittel stehen im Etat des Sport- und Bäderamtes 2022 zur Verfügung.
Hintergrund und illegale Trails
Der Reiz des Mountainbiking liegt in der Herausforderung, mit Geschick und Balance unwegsames Gelände zu befahren. Offizielle, breit angelegte Forstwege bieten häufig nicht die optimalen Voraussetzungen für Mountainbiker*innen. Interessanteres Terrain sind abwechslungsreiche Pfade mit unterschiedlichen Steigungen, Kurven und Bodenbeschaffenheiten, die sich vor allem abseits der offiziellen Wege befinden.
Die Mountainbike-Trails werden häufig mit Einsatz von Werkzeugen und Verwendung von Naturmaterialien angelegt und teilweise mit baulichen Anlagen erweitert. Dies führt zu massiven Bodenverdichtungen, fördert die Bodenerosion und stellt eine erhebliche Störung für Flora und Fauna dar. Durch das Anlegen illegaler Pfade entsteht ein Wegesystem, das zur Zerschneidung von Schutzgebieten führt und im Widerspruch zum Natur-, Biotop- und Artenschutz steht.
Um eine langfristige Lösung herauszuarbeiten, hat die Stadtverwaltung eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe gegründet, die aus Vertreter*innen des Sport- und Bäderamtes und des Amtes für Umwelt und Stadtgrün besteht. Zusätzlich zur Machbarkeitsstudie haben Gespräche mit dem Deutschen Alpenverein (DAV) und der Interessensgemeinschaft (IG) Mountainbike stattgefunden sowie und ein Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen.