Erstmals wurden dieses Jahr auch Stolpersteine für Bonner verlegt, die von den Nationalsozialisten als Homosexuelle verfolgt und ermordet wurden. Der §175 des deutschen Strafgesetzbuches existierte vom 1. Januar 1872 bis zum 11. Juni 1994. Er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Die Nationalsozialisten erweiterten die strafbaren Tatbestände des Gesetzes auch auf vorher straffreie Handlungen und verschärften die Strafmaße.
Viele vorbestrafte Männer unterlagen strenger polizeilicher Überwachung und wurden wegen Denunziationen, Indizien oder Vermutungen verfolgt und verhaftet. Verurteilungen nach §175 wurden von den Nationalsozialisten auch dann angestrengt, wenn zum Beispiel bei politischen Gegnern (oppositionellen Jugendlichen oder Priestern) keine Beweise für strafbare Handlungen gefunden wurden.
Viele der nach §175 Verurteilten wurden nach Verbüßung der Strafen in „Schutzhaft“ bzw. „Vorbeugehaft“ genommen. Diese Möglichkeiten nutzten die Nationalsozialisten, um Personen ohne Verfahren oder Verurteilung auf unbestimmte Zeit in Haft zu nehmen.
Eine Rehabilitierung und Anerkennung als Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft der als homosexuell Verfolgten fand erst zum 24. Juli 2002 statt.
Die ursprünglich für Februar 2021 geplante Verlegung konnte aufgrund der Corona-Pandemie erst jetzt durch die Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum und das Tiefbauamt der Bundesstadt Bonn mit einem kleinen Kreis an Teilnehmenden - ohne den Künstler - stattfinden.
Seit 2002 gibt es in Bonn Stolpersteine. Finanziert werden sie von Patinnen und Paten, die Gedenkstätte Bonn koordiniert das Projekt. Die seit Januar 2021 zum Stadtarchiv Bonn gehörige Gedenkstätte überprüft alle Informationen über die Person, an die der Stein erinnern soll, und es werden eventuell noch lebende Angehörige um ihre Zustimmung gebeten. In der Geschäftsstelle der Gedenkstätte werden Kurzbiografien zu allen Opfern, für die in Bonn ein Stolperstein verlegt wurde, vorgehalten. Auf www.bonn.de/stolpersteine (Öffnet in einem neuen Tab) gibt es eine Karte der Stolpersteine in Bonn.
Informationen zur Arbeit der Gedenkstätte gibt es unter https://gedenkstaette.bonn.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Folgende Stolpersteine wurden neu verlegt
Estermannstr. 100
Julius Levy, Jg, 1877
Ottilie Levy, Geb. Tobias, Jg. 1877
Benjamin de Lewie, Jg. 1902
Frieda de Lewie, Geb. Levy, Jg. 1910
Estermannstr. 133
Gustav Mayer, Jg. 1855
Franziska "Fanny" Mayer, Geb. Baumann, Jg. 1850
Johanna Mayer, Jg. 1881
Paula Mayer, Jg. 1890
Leo Mayer, Jg. 1892
Margarete Mayer, Geb. Jacobs, Jg. 1901
Berta-Lungstras-Str. 19
Paul Niedermair, Jg. 1902
Stiftsgasse 25
Theodor Schaaf, Jg. 1869
Wenzelgasse 39
Richard Wolffberg, Jg. 1859
Elisabeth Wolffberg, Geb. Arnholz, Jg. 1862
Heinrich Wolffberg, Jg. 1891
Elvira Wolffberg, Geb. Schmuckler, Jg. 1885
Theodor Olof Wolffberg, Jg. 1924
Combahnstr. 45
Else Benjamin, Geb. Weidenbaum, Jg. 1893
Rheindorfer Str.64
Josef Herz, Jg. 1894
Luisenstr. 24
Hedwig Wisseler, Jg. 1882
Burbacher Str. 2
Franz Alda, Jg. 1886
Buchholzstr. 34
Otto Weitkunat, Jg. 1894
Max-Franz-Str. 16
Elisabeth Salomon, Jg. 1863