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Bundesstadt Bonn

Neuaufbau an historischem Ort: NS-Gedenkstätte soll nach Endenich ziehen

Die Gedenkstätte und das NS-Dokumentationszentrum Bonn sollen auf das Gelände des ehemaligen Klosters in Endenich umziehen. Am historischen Ort des Ghettolagers, wo von 1941 bis 1942 Jüdinnen und Juden aus Bonn und dem Umland interniert waren, soll die Einrichtung zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus neu aufgestellt werden.

Der Stadtrat hat am Montag, 28. Juni 2021, erste Planungsmittel in Höhe von 200.000 Euro bereitgestellt. Damit sollen Architekten und Fachplaner beauftragt werden, um eine verifizierbare Kostenschätzung für das Projekt erstellen zu können. Die Schätzkosten liegen bei einer Million Euro. Fördermöglichkeiten durch Bund und Land will die Stadt prüfen. 

Oberbürgermeisterin Katja Dörner: „Der Umzug nach Endenich wird die Bedeutung der Gedenkstätte über die Grenzen der Bundestadt hinaus stärken. Nicht nur, weil die Gedenkstätte mit den neuen Räumlichkeiten mehr Platz erhält. Die Ansiedlung an dem historischen Standort bietet vor allem die Möglichkeit, Geschichte authentisch und am Ort des Geschehens mit einer neuen Intensität zu vermitteln. Für die Erinnerungskultur, die für unsere Gesellschaft so wichtig ist, wäre das ein großer Gewinn.“ Das Projekt ist ein Baustein des von der Kulturverwaltung für die kommenden Jahre gesetzten Arbeitsschwerpunktes der Erinnerungskultur.

Stadt seit Anfang 2021 Trägerin der Gedenkstätte

Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum sind seit Anfang des Jahres 2021 in städtischer Trägerschaft. Bereits 2017 kam der bisherige Trägerverein auf die Stadt zu und bat um Unterstützung für das Vorhaben, die Gedenkstätte auf das Gelände des ehemaligen Klosters in Endenich zu verlagern. Das Erzbistum Köln als Grundstückseigentümer hat auf Nachfrage der Stadt bereits seine Zustimmung für das Vorhaben erklärt. Die Stadt will nun Verhandlungen mit dem Erzbistum für einen Erbpachtvertrag aufnehmen, mit dem Ziel das Gebäude zu kaufen oder zu mieten. 

Die weiteren Planungen der Stadt sollen auf Vorarbeiten des bisherigen Trägervereins aufbauen: Dieser hatte mithilfe von Fördermitteln der Landeszentrale für politische Bildung 2019 bereits ein Gutachten sowie einen ersten Flächennachweis zur Errichtung der Gedenkstätte auf dem Klostergelände erstellt. Der Standort befände sich in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden, deren Zustand weitestgehend dem Originalzustand vor 1945 entspricht.

Alleinstellungsmerkmale des historischen Kloster-Standorts

Verschiedene Alleinstellungsmerkmale, die auch eine Förderung in Betracht ziehen lassen, zeichnen den Standort aus: So war Endenich nach jetzigem Forschungsstand das einzige Ghettolager im Westen, noch dazu in einem beschlagnahmten Kloster, so dass einer zukünftigen Gedenkstätte an diesem Ort nationale Bedeutung zukäme. Die mehrmonatige Nutzung eines Klosters als Internierungslager an sich ist zudem einzigartig. 

Die derzeitige Ausstellung würde sich am neuen Standort ändern, um den Gegebenheiten Rechnung zu tragen: Der historische Ort würde im Hauptraum thematisiert werden. Die anderen sechs Ausstellungsräume würden die Täter- und Opferperspektiven thematisieren. Neu hinzukommen würden die Institutionsgeschichte und die Nachkriegsperspektive.