„Regional denken – regional handeln“: Dieses Motto hat das Forschungsprojekt NEILA „Nachhaltige Entwicklung durch interkommunales Landmanagement“ die vergangenen sechs Jahre begleitet. Bei der Abschlussveranstaltung am Mittwoch, 15. Januar 2025, blickten die teilnehmenden Kommunen und Verbundpartner zurück und definierten wichtige Erkenntnisse. Gemeinsam mit dem regionalen Arbeitskreis (:rak) und kommunalen Akteuren in der Region wurden beim Projekt NEILA unterschiedliche Aspekte beleuchtet und ein regionales Siedlungsentwicklungs- und ein dazugehöriges Dichtekonzept erarbeitet. Wohnraum ist knapp und damit einher geht ein sehr angespannter Wohnungsmarkt. Eine zentrale Fragestellung im letzten Projektjahr war, wie können Kommunen weitere Wohnflächen erschließen, wenn große Freiflächen nicht mehr zur Verfügung stehen? Nachverdichtung im Bestand kann hier eine Möglichkeit sein.
Mithilfe von Lupenräumen in sechs Kommunen aus der Region - Bundesstadt Bonn, Stadt Königswinter, Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid, Stadt Remagen, Stadt Rheinbach sowie Gemeinde Swisttal - wurde im letzten Baustein des Projekts erprobt, wie eine qualitätsvolle Nachverdichtung aussehen kann. Dabei nahmen die Projektbeteiligten auch den regionalen Kontext und den jeweiligen Wohnungsmarkt in den Blick. Die Notwendigkeit, sich mit qualitätsvoller und verdichteter Innenentwicklung zu beschäftigen, fußt auf den Berechnungen des Projekts NEILA, denn nur rund 40 Prozent der Wohnraumbedarfe können auf den vorhandenen Flächenpotenzialen in der Region mit den bisherigen Bebauungsdichten gedeckt werden.
Innenentwicklung bietet Möglichkeiten
Wie in den meisten Kommunen in der Region können die Wohnraumbedarfe auch in Bonn nicht durch Neuausweisung von Baugebieten gedeckt werden, zumal ein klares politisches Bekenntnis zur Innenentwicklung anstelle von Außenentwicklung in Bonn besteht. Auch in der gerade laufenden Neuaufstellung des Regionalplans wird deutlich, dass der zukünftige Handlungsspielraum der wohnbaulichen Entwicklung im Innenbereich liegen muss.
Auch in Bonn kann durch Innenentwicklung und Nachverdichtung Wohnraum geschaffen und dadurch ein erheblicher Beitrag zur Deckung des hohen Wohnraumbedarfs in der Region geleistet werden. Aber auch in Bonn – wie in den meisten anderen Kommunen – sind Innenentwicklung und Nachverdichtung kein „Selbstläufer“. Neben flächenspezifischen Herausforderungen sind Innenentwicklung und Nachverdichtung in der Stadtgesellschaft ein hochsensibles Thema.
"Wir brauchen gute Beispiele, damit sich die Menschen ein Bild machen können, wie Innenentwicklung und Nachverdichtung gelingen können und welchen Mehrwert im Sinne einer mehrfachen Innenentwicklung dies haben kann“, sagte Bonns Planungsdezernent Helmut Wiesner zu Beginn der Veranstaltung. „Gleichzeitig müssen wir die Grenzen und Herausforderungen der Innenentwicklung und Nachverdichtung aufzeigen“, ergänzte der Bonner Stadtbaurat.
Parkplätze als Chance für qualitative Nachverdichtung
Für Bonn wurde ein städtisches Gelände auf dem Brüser Berg an der Fahrenheitstraße in den Blick genommen. Aktuell befindet sich dort ein Parkplatz. Es bestünde die Möglichkeit, diese Fläche mit Wohnbebauung zu überbauen aufgrund des Ratsbeschluss „Wohnen über Parken“. Neben der Schaffung von Wohnraum böte eine Innenentwicklung weitere Vorteile, wie eine autofreie Zuwegung zur angrenzenden Kita und eine Aufwertung einer bisher nicht nutzbaren Freifläche. Entsiegelung kann so zu einem besseren Stadtklima beitragen und Hitzeinseln entgegenwirken.
Eine mögliche Nachverdichtung folgt im besten Fall dem Prinzip der dreifachen Innenentwicklung. Damit kann die Chance genutzt werden, das bestehende Quartier baulich und funktional aufzuwerten und gleichzeitig auf die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung einzugehen. Nachverdichtung im angespannten urbanen Wohnungsmarkt kann neben zusätzlichen Wohnraum auch eine Chance für eine nachhaltigere Stadtentwicklung bieten.
Professor Dr. Thorsten Wiechmann von der Technischen Universität Dortmund, der das Projekt NEILA geleitet hat, stellte im Rahmen der Veranstaltung die zentralen Ergebnisse der Projektarbeit vor. Eine Erkenntnis des Projekts ist, dass jede potenzielle Fläche zur Innenentwicklung und Nachverdichtung ihre eigenen Herausforderungen hat und individuell betrachtet werden muss. Ein pauschales „Nachverdichtungskonzept“ kann es nicht geben. Durch die sechs Testentwürfe im Projekt Neila können wichtige Erkenntnisse abgeleitet werden, welche auf weitere Flächenpotentiale übertragen werden können.
Die Projektdokumentation, welche in den nächsten Wochen fertiggestellt wird, wird ein gutes Kommunikationsinstrument für die Sensibilisierung und Ermutigung zum Thema Innenentwicklung und Nachverdichtung in der breiten Stadtgesellschaft Bonns wie in der Region darstellen.
Das Forschungsprojekt NEILA
Das Verbundprojekt wurde im Zeitraum von 2018 bis 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 2,2 Millionen Euro gefördert. Das interkommunale Landmanagement-Projekt NEILA soll helfen, die Flächennutzungskonflikte innerhalb der funktional eng vernetzten Region gemeinsam zu lösen und die Folgewirkungen und -kosten der Siedlungsentwicklung von Beginn an zu berücksichtigen. Weitere Informationen unter https://region-bonn.de/projekt-neila (Öffnet in einem neuen Tab).