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Bundesstadt Bonn

Stadt informiert über Seesanierung in der Rheinaue

Der Wasserspiegel des Rheinauensees senkt sich langsam: Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat einzelne Schieber geöffnet, um das Wasser abzulassen und den See für die Entschlammung vorzubereiten. Bei einem Pressetermin vor Ort informierten Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Umweltdezernent Helmut Wiesner gemeinsam mit den beauftragten Fachbüros über die nachhaltige Sanierung des Rheinauensees.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner: „Der Rheinauensee ist einer der Hauptanziehungspunkte des beliebten Freizeitparks Rheinaue – der grünen Lunge unserer Stadt. Gleichzeitig ist der See auch Lebensraum für die dort lebenden Tiere und ein sensibles Ökosystem. Ich bin froh, dass wir auf Basis eines wissenschaftlich fundierten Gutachtens nun mit der nachhaltigen Sanierung beginnen können, welche den Zustand des Sees hoffentlich langfristig verbessern wird – zum Wohle der dort lebenden Tiere als auch für alle Besucher*innen der Rheinaue.“ Vor dem Hintergrund heißer werdender Sommer betonte auch Umweltdezernent Wiesner die Bedeutung von Freiräumen und Gewässern innerhalb der Stadt.

Sanierung in zwei Bauabschnitten

Die aufwendige Sanierung soll das Gewässer langfristig in einem stabilen und nährstoffarmen Gleichgewicht halten und die Situation der Fische und Wasservögel verbessern. Ein wichtiger Baustein ist die vollständige Entschlammung des 15 Hektar großen Sees. 

Derzeit ist der Wasserspiegel des stellenweise bis zu 2,5 Meter tiefen Gewässers um etwa 80 Zentimeter abgesenkt. Unterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke ist der Grund erhöht, so dass die zwei Seehälften nacheinander geleert und entschlammt werden können. Da die Schieber für den westlichen Teil zum Öffnen repariert werden müssen, wird im Januar und Februar zunächst die Sanierung der östlichen Seehälfte vorgezogen. Anschließend, voraussichtlich im März und April, folgt die Sanierung der westlichen Seehälfte. 

Die Fische ziehen während der Sanierung in die jeweils andere Seehälfte um. Durch die Sanierung in zwei Bauabschnitten haben die Tiere des Rheinauensees, wie zum Beispiel die Wasservögel, stets ausreichend Rückzugsraum und werden so wenig wie möglich beeinträchtigt.

Fische werden für Sanierung in andere Seehälfte umquartiert

Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Umquartieren der Fische. Biologen und Limnologen des Büros Limnoplan fischen die Tiere mit Netzen behutsam aus dem Wasser und transportieren sie in geeigneten Behältern in die andere Seehälfte. Die Maßnahme wird zusätzlich über eine ökologische Baubegleitung des Gutachterbüros Lanaplan sowie durch die Untere Naturschutzbehörde überwacht.

Unter den neun nachgewiesenen Fischarten dominieren Flussbarsch, Sonnenbarsch und Schleie, die circa 80 Prozent der zählbaren Einzelfische ausmachen. Aber auch andere Arten wie Hecht, Brasse und Karpfen kommen vor. Die Karpfen werden abgefangen und in andere Gewässer gebracht, weil sie sonst die geplante neue Bepflanzung im Rheinauensee abfressen würden. Im Rheinauensee gibt es aktuell auch nicht-heimische Arten, wie zum Beispiel den Sonnenbarsch und die Marmorgrundel. Nach Vorgabe der EU-Richtlinie zur Bekämpfung invasiver Arten werden diese Fische aus dem Gewässer entnommen, weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden.

Komplexes Ökosystem – Wildtiere dürfen nicht gefüttert werden

Das Sanierungskonzept wurde auf Basis umfassender Analysen sowie eines Gutachtens des Fachbüros Lanaplan erstellt. Die Ursachen für die Probleme im Rheinauensee sind demnach vielschichtig. Viele verschiedene Faktoren wirken hier zusammen und führen zu der schlechten Wasserqualität. Der hohe Phosphorgehalt ist dabei einer der Hauptgründe und hat im Sediment am Grund des Sees und den Zuflüssen seinen Ursprung. 

Lanaplan-Geschäftsführer Dr. Klaus van de Weyer erläutert: „Mit dem Sanierungskonzept für den Rheinauensee verfolgen wir drei unterschiedliche Ziele: Zum einen soll das Erscheinungsbild des Sees aus landschaftsästhetischer Sicht deutlich verbessert werden, indem der Algenwuchs verringert wird. Dies verbessert auch die Nutzbarkeit des Sees für den hier ansässigen Bootsverleih. Und wir wollen ein ökologisch stabiles Gewässer ohne Tiersterben herstellen. Dazu können auch die Bürgerinnen und Bürger einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie die Wildtiere nicht füttern!“ 

Werden Wildtiere wie Wasservögel und Nutrias gefüttert, vermehren Sie sich zu stark, eine natürliche Selektion, wie sonst bei Wildtieren üblich, bleibt aus. Neben Essensresten landet dann übermäßig viel Tierkot im Wasser, der nicht mehr natürlich abgebaut werden kann. Das führt zu einem verstärkten Phosphateintrag und somit zu einem Nährstoffüberschuss im Wasser. Bei heißen Temperaturen vermehren sich Algen dadurch besonders schnell. Außerdem kann es zu einem Sauerstoffmangel im Wasser kommen, so dass Bakterien Giftstoffe produzieren. An den Folgen können Wasservögel und Fische innerhalb kurzer Zeit verenden. 

Auch in der Rheinaue gilt deswegen das stadtweite Fütterungsverbot von Wasservögeln und Nutrias. Schilder weisen vor Ort auf das Verbot hin und informieren über die negativen Folgen der Fütterung.

Trennung des Schlamms in Bestandteile minimiert Entsorgungskosten

Mit der Entschlammung ist das Fachunternehmen Kurstjens beauftragt. Nachdem das Becken geleert ist, wird der Schlamm mithilfe von Maschinen zusammengeschoben. Aufgrund des hohen organischen Anteils sind die Entsorgungskosten für den Schlamm sehr hoch. Um diese Kosten zu minimieren, wird die Masse über verschiedene Siebe in Korngrößen getrennt. Gereinigt können so etwa Kies und Sand später wiederverwendet werden. Für die Stadt wird die Entsorgung somit günstiger. Die restlichen Feinstoffe werden über Zentrifugen entwässert. So müssen deutlich geringere Massen abgefahren und entsorgt werden. 

Am Grund des gereinigten Sees wird anschließenden Sand aufgebracht. Die 15 Zentimeter dicke Schicht dient künftig den neu zu pflanzenden Makroalgen als Substrat und als Lebensraum für Mikroorganismen. An den Überläufen und Ablässen ersetzt ein Sandvlies den Sand, damit dieser nicht fortgespült wird. Parallel dazu werden die Schieber kontrolliert und bei Bedarf repariert. Anschließend wird die östlichen Seehälfte wieder mit Wasser gefüllt. Daraufhin folgt die Sanierung der westlichen Seehälfte auf dieselbe Art.

Makroalgen binden schädliches Phosphat

Anfang Mai soll die Sanierung abgeschlossen und der gesamte See wieder mit Wasser gefüllt sein. Nach dem Vorbild des Phönixsees in Dortmund soll der Rheinauensee anschließend mit Makroalgen bepflanzt werden. Makroalgen binden Phosphat und minimieren damit den Wuchs anderer Algen. Die erste Pflanzung ist für Anfang Mai geplant und dauert sechs Tage. Im Sommer soll dann noch einmal nachgepflanzt werden. 

Weiterhin wird die Ufermauer saniert. Hierbei werden auch Ausstiegshilfen für Wasservögel im gleichen Stein wie die Mauer gebaut. Die Sanierung der Uferbereiche wird über das Denkmalförderprogramm des Landes NRW mit rund 175.000 Euro gefördert. 

Die Gesamtmaßnahme der Seesanierung ist mit 4,8 Millionen Euro geschätzt. Derzeit befindet sich die Maßnahme im geschätzten Kostenrahmen. Zu den Ausgaben zählt auch das durch das Fachbüro Lanaplan durchgeführte Gutachten. Weitere Hintergrundinformationen zum Rheinauensee gibt es unter  www.bonn.de/rheinauensee (Öffnet in einem neuen Tab).