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Bundesstadt Bonn

Arbeiten am neuen Stadtarchiv gehen Hand in Hand mit Denkmalschutz

Der Umbau der ehemaligen Pestalozzischule als künftiger Standort des neuen Stadtarchivs ist in vollem Gange und aktuell im Zeitplan. Zurzeit wird die Baugrube für den Neubau ausgehoben, der später das Magazin des Archivs beherbergen wird. Mit dem Rohbau soll ab Mai 2023 gestartet werden.

Bei einem Pressetermin haben die verantwortlichen Mitarbeiter*innen über den aktuellen Stand zu den Arbeiten an der Pestalozzischule berichtet. V.l.: Margit Ventulett (SGB Abteilung Neubau), Dr. Yvonne Leiverkus (Stadtarchiv-Leiterin), Constanze Falke (SGB Beraterin Denkmalschutz), Dr. Philipp Hoffmann (Leiter Zentrum Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen), Volker Assenmacher (SGB Abteilung Neubau).
Eingangsbereich der ehemaligen Schule. Vieles aus dem dennkmalgeschützten Gebäude bleiben erhalten, wie etwa die FLiesen und der Terazzo-Boden.

Einen Einblick in die Arbeiten gaben bei einem Pressetermin am Mittwoch, 8. Februar 2023, Margit Ventulett und Volker Assenmacher aus der Abteilung Neubau beim Städtischen Gebäudemanagement (SGB) zusammen mit Constanze Falke, Denkmalberaterin SGB, Stadtarchiv-Leiterin Dr. Yvonne Leiverkus und Dr. Philipp Hoffmann, Leiter Zentrum für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen. Verwaltung, der Bereich für die Nutzer*innen und die Werkstatt des Stadtarchivs sollen im denkmalgeschützten Altbau, in dem sich seit 1911/1912 die erste Berufsschule Bonns befand, untergebracht werden. Beim Umbau wird eng mit der Unteren Denkmalbehörde zusammengearbeitet, da viele Details zu beachten sind.

Erhalten bleiben etwa die glasierten braunen Fliesen im Eingangsbereich, die die Wände von unten bis etwa zur Hälfte bedecken. Die Treppenstufen des großzügigen Haupttreppenhauses, welches die vier Stockwerke miteinander verbindet, sind mit rotem, weißem und schwarzem Terrazzo-Boden belegt. Die geschwungenen Handläufe aus Gusseisen sind bis heute erhalten. Die markanten Stützen werden oben von Kapitellen abgeschlossen.

All diese typischen Gestaltungselemente des Historismus (Baustil des späten 19./ frühen 20. Jahrhunderts) werden erhalten und restauriert. Auch das Eichenholzparkett in den ehemaligen Klassenräumen bleibt und wird aufgearbeitet. Genauso wie die vielen Türen und Nischenschränke, von denen letztere zwar in den vorigen Jahrzehnten zum Großteil mit Farbe übermalt wurden, die jedoch davon befreit werden, um ihr eigentlich dunkles Holz wieder zum Vorschein zu bringen.

Die Außenfassaden werden ab Mai 2024 instandgesetzt, dabei bleiben die denkmalprägenden historischen Holzfenster zum Großteil erhalten. Da die Fenster noch eine Einfachverglasung aufweisen, werden auf der Innenseite sogenannte Kastenfenster ergänzt. Dabei handelt es sich um ein zweites Fenster, das gewährleistet, dass das historische Fenster auf der Außenseite erhalten bleibt und künftig die Anforderungen an heutige energetische Standards erfüllt.

Drohnenaufnahme der Pestalozzischule. Hinter der Schule wird die Baugrube für den viergeschossigen Neubau ausgebhoben.

Wiederentdeckte Elemente und Details aus der Bauzeit

Bei den vorbereitenden Arbeiten in dem mehr als 100 Jahre alten Gebäude kamen auch überraschende Baudetails wieder zum Vorschein: So etwa die „Oculi“, ovale Fenster, die sich über den Zugangstüren der Klassenräume befinden und über die Zeit zugemauert wurden. Viele dieser Fenster wurden freigelegt und tragen zu einer guten Lichtdurchflutung des gesamten Gebäudes bei.

„Aus Sicht des Denkmalschutzes ist die Pestalozzischule ein spannendes Projekt, weil wir vielfältige Erkenntnisse über die Gestaltung der Erbauungszeit erfahren haben. Dass ein Großteil der Oberflächen und der Ausstattung des Schulbaus, wie er 1912 aussah, bis heute erhalten sind, ist ein wahrer Glücksfall“, so Constanze Falke, Denkmalberaterin und Bauforscherin beim SGB. „Durch den Erhalt und die Restaurierung dieser Originalteile können wir zeigen, mit welcher Wertigkeit die erste Berufsschule Bonns damals ausgestattet wurde. An den Stellen, an denen die Details bereits verloren sind oder aufgrund von Anforderungen der heutigen Zeit nicht erhalten werden können, achten wir darauf, zumindest Ausschnitte zu erhalten: Durch die Schadstoffsanierung musste der gesamte Putz an Wänden und Decken abgetragen werden, dadurch sind die Zeugnisse der früheren Farbgestaltung verloren gegangen. Vorab wurden daher sogenannte ‚Befundfenster‘ in den Räumen definiert – kleine Reste der Wandfassungen, die die verschiedenen Farbaufträge an den Wänden überliefern.“

Dr. Philipp Hoffmann, Leiter des im März 2022 gegründeten Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen, sagt: „Den Instituten des Zentrums stehen allesamt Umzüge und Veränderungen bevor – ob der Gedenkstätte, dem Stadtmuseum oder natürlich dem Stadtarchiv. Bei ersteren sind wir noch am Anfang mit den Planungen oder Machbarkeitsstudien zu möglichen Gebäuden. Ich freue mich, dass es mit der alten Pestalozzischule bereits einen geschichtsträchtigen Bonner Ort für das Stadtarchiv gibt, den wir nach Fertigstellung mit neuem Leben füllen können.“

Dr. Yvonne Leiverkus, Leiterin des Stadtarchivs ergänzt: „Bis wir ins neue Stadtarchiv umziehen können, dauert es zwar noch etwas, trotzdem freut es mich, dass die Arbeiten an dem Projekt so gut laufen. Ich danke den Kolleginnen und Kollegen beim SGB herzlich für ihren Einsatz beim Um- und Neubau. Das fertige Gebäude wird einen sicheren und modern ausgestatteten Ort für unser Archiv bieten.“ 

Blick aus dem hinteren Teil des Altbaus auf die Baugrube für den neuen Anbau.

Neues Stadtarchiv in Zahlen

Der Neubau entsteht als Anbau an den Altbau der ehemaligen Schule. Dieser ist als viergeschossiges Gebäude geplant und bietet genug Platz für die Akten und Objekte des Archivs. Der nicht denkmalgeschützte Anbau aus den 50er Jahren wurde dafür abgerissen und wird mit angepassten Geschosshöhen wiederhergestellt. Hier sind die Anlieferung des Magazins, weitere Magazinräume und ein Treppenhaus mit Lastenaufzug geplant.

Die Nutzfläche des sanierten denkmalgeschützten Altbaus beträgt 3.350 Quadratmeter, die des Archivneubaus 3.750 Quadratmeter. Die Lauflänge der Regale im neuen Archivgebäude bemisst sich auf 30.500 Meter. Es werden 80 Kartenschränke sowie diverse Medienschränke eingebaut. Die Archivfläche ist auf einen Zuwachs von 25 Jahren ausgelegt.

Die denkmalpflegerischen Arbeiten im Altbau werden durch Fördermittel in Höhe von 408.000 Euro durch das Denkmalförderprogramm des Landes NRW unterstützt. Weitere Fördermittel wurden bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beantragt. Die neue doppelgeschossige Rollregalanlage im Magazinneubau des Stadtarchivs wird mit Fördermitteln in Höhe von 220.000 Euro aus dem Programm der Regionalen Kulturförderung des LVR unterstützt.

Die Gesamtkosten für das Projekt Stadtarchiv betragen gemäß politischem Beschluss zur Entwurfsplanung (Rat vom 18. Juni 2020) rund 29 Millionen Euro. Darin eingerechnet ist eine Baukostensteigerung von vier Prozent pro Jahr und ein Risikozuschlag von 30 Prozent, da im Bestand gebaut wird und vor allem in Bezug auf die Baugrube mögliche Risiken einkalkuliert wurden.

Die bauliche Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant. Die Inbetriebnahme erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2025.