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Bundesstadt Bonn

Rheinhochwasser: Kläranlage Beuel ist gut gerüstet

Die Kläranlage Beuel ist für das aktuelle Rheinhochwasser gut gerüstet und schützt auch das Hinterland vor Überschwemmungen. Das Tiefbauamt der Stadt Bonn hat von den beiden Hochwasserpumpwerken in der Anlage das Pumpwerk I saniert und dieses für ein 200-jährliches Rheinhochwasser widerstandsfähig gemacht. Das Pumpwerk, das seit Ende 2020 in Betrieb ist, kann somit den Kläranlagenbetrieb und das Beueler Hinterland bei Pegelständen von über 11 Metern vor Überschwemmungen schützen.

Das Hochwasserpumpwerk I pumpt bei einem Rheinwasserstand ab 7,20 Metern das aufsteigende Grundwasser im Bereich der ufernah gelegenen Kläranlage und den Vilicher Bach, der sich an der Südseite der Anlage befindet, in den Rhein. Zusätzlich kann es bei Bedarf auch das Hochwasserpumpwerk II unterstützen, das ab einem Pegel von 7,80 Metern anspringt und das gereinigte Abwasser in den Rhein befördert, denn ein freier Abfluss in den Rhein ist ab diesem Wasserstand nicht mehr möglich. 

Schutz für die Anwohner des Vilicher Bachs

Nicht nur die Kläranlage Beuel - und damit die rechtsrheinische Abwasserbehandlung - kann bei Rheinhochwasser sicher weiter betrieben werden, auch die Anwohnerinnen und Anwohner des Vilicher Bachs in Geislar, Vilich und Schwarzrheindorf profitieren von der Sanierung. 

Damit das Rheinwasser nicht durch den Bachauslauf im Rheinschutzdeich in das Hinterland eindringen kann, wird der Durchlass bei Rheinhochwasser geschlossen. Der Vilicher Bach wird dann über einen Stichkanal dem Hochwasserpumpwerk I zugeführt und über den Deich in den Rhein gepumpt. Ansonsten würde der Bach zurückstauen und das Hinterland überfluten. 

Das Pumpwerk wurde in den 1950er Jahren gebaut. Aufgrund diverser Erweiterungen und Umbauten in den vergangenen 70 Jahren hatten sich die Anforderungen an das Pumpwerk mehrfach geändert. In den 1990er Jahren gab es zwei Jahrhunderthochwasser - aus diesem Grund wurde in den 2000er Jahren der Rheinschutzdeich auf der Beueler Seite auf das damalige 200-jährliche Bemessungshochwasser erhöht, um rechtsrheinisch bis zu einem Pegel von 11,18 Metern Schutz zu bieten. Die dadurch veränderte Förderhöhe, die erforderlich ist, um den Auslauf des Vilicher Bachs in den Rhein zu gewährleisten, konnte letztlich durch die alten Pumpen nicht mehr sichergestellt werden. Deshalb wurde beschlossen, das Hochwasserpumpwerk I zu sanieren und den heutigen Anforderungen anzupassen. 

Umbau- und Sanierungsarbeiten am Hochwasserpumpwerk I

Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen dauerten etwa zwei Jahre, dabei erfolgten sämtliche Baumaßnahmen im laufenden Betrieb. Die vollständige Außerbetriebnahme des Hochwasserpumpwerks beanspruchte nur wenige Wochen. Die Baumaßnahmen umfassten den Rückbau der bestehenden Pumpenanlagen, die bauliche Neugestaltung der Sammelbecken im Vorlauf zu den Pumpen sowie die bauliche Anpassung des Pumpwerks im Inneren inklusive aller Rohrleitungen, den Umbau der Auslaufsituation sowie den Neu- bzw. Umbau diverser Absperrbauwerke.

Die vier neuen baugleichen Hochwasserpumpen können jeweils 900 Liter Wasser pro Sekunde fördern. Sämtliche elektrotechnischen Anlagen, die Mess- und Automatisierungstechnik sowie die Anbindung zum übergeordneten Prozessleitsystem wurden vollständig erneuert. Der Einlaufbereich des Pumpwerks wurde grundlegend umgestaltet. Die Zuläufe aus dem Vilicher Bach und der natürlichen Senke für aufsteigendes Grundwasser, die im alten Pumpwerk jeweils eigene Sammelbecken mit Rechen und eigenen Pumpen hatten, wurden in einem gemeinsamen Pumpensumpf zusammengefasst. Ein neuer, vollautomatischer Rechen mit Rechenreinigungsanlage wurde installiert. 

Alle Rheinauslässe wurden mit zusätzlichen Sicherheitsschiebern ausgestattet, so dass das Risiko für ein Versagen der Sicherheitsmaßnahmen im Ernstfall gemindert wird und eine Überflutung des Hinterlandes noch wirksamer verhindert werden kann. Schieber im Außenbereich vor der Kläranlage wurden zusätzlich mit einem Schutz vor Vandalismus ausgerüstet.

Das sanierte Hochwasserpumpwerk hat heute eine Gesamtförderleistung von 3.600 Litern pro Sekunde und ist damit in der Lage, ein 100-jährliches Rheinhochwasser - 10,89 Meter Bonner Pegel - bei einem gleichzeitigen, zweijährlichen lokalen Regenereignis zu fördern, um den Kläranlagenbetrieb sicherzustellen. 

Der Umbau kostete 3,5 Millionen Euro, 50 Prozent wurden vom Land NRW übernommen.