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Bundesstadt Bonn

Naturschutz und Freizeitverhalten im Ennert in Einklang bringen

Der Landesbetrieb Wald und Holz, die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft und die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Bonn arbeiten in diesem Frühjahr zusammen, um unerlaubte Wege und Trampelpfade im Naturschutzgebiet Ennert wirksam zu verbauen. Informationsschilder vor Ort erklären, warum der Schutz der sensiblen Lebensräume und seltenen Arten so wichtig ist.

Die gut erreichbaren Waldgebiete im Ennert und im Siebengebirge sind für viele Bonnerinnen und Bonner beliebte Ausflugsziele - insbesondere in der aktuellen Pandemiezeit. Häufig stehen die verschiedenen Nutzungen und Ansprüche der Erholungssuchenden jedoch im Wiederspruch zum Natur-, Biotop- und Artenschutz. Auch im rechtsrheinischen Ennert hat besonders im letzten Jahr die Nutzung von Trampelpfaden und Fahrradstrecken abseits der offiziellen Wege massiv zugenommen.

Trampelpfade zerstören Ruhezonen für Tiere und Pflanzen

Links: Offizielle Wegemarkierung im Ennert. Rechts: Illegale Wegebeschreibung.

Das Wegekonzept des Ennerts ist so ausgelegt, dass das Schutzgebiet für Erholungssuchende erschließbar ist und gleichzeitig besonders streng geschützte Biotope und Lebensräume empfindlicher Arten ungestört und Ruhezonen für Wild aufrecht erhalten bleiben können. Das Problem: Die Trampelpfade, Mountainbike-Strecken und heimlichen Lieblingsplätze nehmen inzwischen den weitaus größeren Teil der Wege ein. Sie setzen der Natur immens zu, da fast keine ungestörten Bereiche mehr im Ennert existieren.

Gerade die viel geschätzten Frühlingsblüher, wie der Blaustern, aber auch Lerchensporn, Frühlingsprimel und der seltene Blaurote Steinsame, sind Pflanzenarten, die schon bei geringem Tritt geschädigt werden und schnell ganz verschwinden. So geht außergewöhnlicher Artenreichtum im wahren Sinne des Wortes „Schritt für Schritt“ verloren.

Besonders schützenswerte Arten und Lebensräume im Ennert

Der Ennert ist als kleiner Teil des Naturschutzgebietes „Siebengebirge“ überdurchschnittlich artenreich und beherbergt eine hohe Vielzahl an schützenswerten Lebensräumen. Hier finden sich auf kleinem Raum Laub- und Laubmischwälder, naturnahe Bachtäler, artenreiche Stillgewässer, Magerwiesen, Halbtrockenrasen und nicht zuletzt vegetationsarme Blockhalden und Felsen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Tier- und Pflanzenwelt wieder - sogar mit Arten, die im ganzen übrigen Siebengebirge fehlen.

Aufgrund der hohen Schutzwürdigkeit mancher Arten und seltener Lebensräume, wie beispielsweise dem Steinbruch am Stingenberg, wurde der Ennert als so genanntes europäisches Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) mit einer der strengsten Naturschutzkategorien ausgezeichnet. Hier gilt ein sogenanntes Verschlechterungsverbot der geschützten Lebensräume und somit auch der Lebensbedingungen für die seltenen Tiere und Pflanzen. Der behördliche Naturschutz und das Regionalforstamt sind gesetzlich dazu verpflichtet einzugreifen, wenn die Verhaltensregeln im Schutzgebiet nicht eingehalten werden.

David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün der Stadt Bonn, erklärt: „Viele Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber wissen um die besondere Natur, die den Ennert ausmacht. Die Wildkatze stromert bereits hier und da durch das Unterholz, auf der Suche nach einem ruhigen Platz zur Aufzucht ihrer Jungen. Auch seltene Vögel wie der Kolkrabe oder die Zippammer, aber auch störempfindliche Bodenbrüter wie der Waldlaubsänger benötigen ungestörte Rückzugsräume. Wer bei einem erholsamen Spaziergang und beim Radfahren auf den offiziellen Wegen bleibt, trägt auf diese Weise schon dazu bei, dass sich die Tier- und Pflanzenwelt im Ennert gleichermaßen erholen kann.“