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Bundesstadt Bonn

Zeitfenster

Fotos, Grafiken, Urkunden, Akten, Briefe oder historische Bücher: Im Depot von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek lagert manche Rarität. Die Reihe „Zeitfenster“ gewährt jeden Monat einen Blick in die Vergangenheit Bonns. 2024 steht das Jahr 1949 im Fokus, denn das Grundgesetz feiert seinen 75. Geburtstag!

April 2024: Mit 180 Mark durch den Monat – die Haushaltungsbücher der Bonner Familie Rau

Einmalige Einblicke in das Alltagsleben und Konsumverhalten einer bürgerlichen Bonner Familie

Es ist eine auf den ersten Blick eher unscheinbare und unspektakuläre Quelle, die sich hinter diesen Zahlenkolonnen verbirgt: das im Schmalfolioformat gehaltene Haushaltungsbuch aus dem Besitz der seit 1927 in Bonn wohnhaften Familie des Justizbeamten Otto Rau (1885-1959) enthält tagesgenau und säuberlich von Hand notiert sämtliche Haushaltsausgaben der Familie im Zeitraum zwischen November 1942 und März 1951. Insgesamt 9 Bände dieser von 1920 bis 1976 durchgängig (!) geführten Haushaltungsbücher finden sich als Splitternachlass „Familie Rau“ im Stadtarchiv Bonn (Signatur SN018/007).

Haushaltungsbuch der Bonner Familie Rau für den Zeitraum November 1942 bis März 1951, hier: Titelseite (SN018/007 Bd. 7).

Die Handschrift ist die von Ottilie Rau geb. Strauß (1891-1976), der Ehefrau Otto Raus, die – wie damals üblich – als möglichst sparsam wirtschaftende Hausfrau die monatlichen Ausgaben für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs der Familie im Blick behalten und entsprechend ‚haushalten‘ musste. Die Eintragungen sind nicht nur ein Spiegel der damaligen Kaufkraft, sondern geben – über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert – vor allem auch einmalige Einblicke in das Alltagsleben und Konsumverhalten einer bürgerlichen Bonner Familie. 

Haushaltungsbuch der Bonner Familie Rau für den Zeitraum November 1942 bis März 1951, hier: Eintragungen für März und April 1949 (SN018/007 Bd. 7).
Haushaltungsbuch der Bonner Familie Rau für den Zeitraum November 1942 bis März 1951, hier: Eintragungen für April und Mai 1949 (SN018/007 Bd. 7).

Ein Stück Lebensalltag in der Nachkriegszeit

Neben dem Sohn Günther (geb. 1927) – der älteste Sohn Werner (geb. 1921) war im Zweiten Weltkrieg gefallen – wurde offenbar auch die Mutter oder Schwiegermutter über den Haushalt mitversorgt. Sie erhielt monatlich ein Taschengeld in Höhe von 10 Pfennig, was regelmäßig vermerkt wurde. Die Lebensmittelversorgung der Familie scheint 1949 weitgehend stabil – Fleisch, Wurst, Butter und Käse standen regelmäßig auf dem Speiseplan. Lediglich die zum Monatsende aufgeführte Ausgabe für Lebensmittelkarten ist ein Beleg für die nach wie vor den Lebensalltag der Menschen bestimmende Mangelbewirtschaftung in der Nachkriegszeit. Vom monatlichen Haushaltungsgeld blieb meist sogar etwas übrig und neben Almosen, Trinkgeldern, Frisör, Zeitungen und Büchern waren sogar regelmäßige Kino- und Theaterbesuche drin. Ottilie Rau führte ihre unmittelbar nach der Heirat 1920 begonnenen Haushaltungsbücher auch nach dem Tod ihres Mannes weiter. Der letzte Eintrag, eine Ausgabe von 1,45 DM für Weißbrot, datiert auf den 17. Mai 1976, zwei Tage vor ihrem Tod.

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Bildnachweise

  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn: Gutachten von 1949
  • Stadtarchiv Bonn: Deutschlandkart mit Eisenbahnfahrzeiten
  • Stadtarchiv Bonn: Das geschmückte Alte Rathaus.
  • (c) Stadtarchiv Bonn
  • (c) Stadtarchiv Bonn