Inhalt anspringen

Bundesstadt Bonn

10.06.2024

Montagskonzert 4 – Beethoven Orchester Bonn

Auf das Ende der Zeit.

Veranstaltungsinformationen

Datum & Uhrzeit

Montag, 10. Juni 202420:00 Uhr22:00 Uhr
Montagskonzert 4

Amelie Bertlwieser, Klarinette
Daniele Di Renzo, Violine
Se-Eun Hyun, Violoncello
Elia Tagliavia, Klavier

Béla Bartók 1881-1945
Kontraste für Violine, Klarinette und Klavier
+
Leonard Bernstein 1918-1990
Klaviertrio
+
Olivier Messiaen 1908-1992
Quatuor pour la fin du temps

19:40 Konzerteinführung

40.000 gefangene französische Soldaten lebten im Januar 1941 im Lager STALAG VIIIA in Görlitz, unter ihnen der Komponist Olivier Messiaen. Er beendete dort unter kaum vorstellbaren Bedingungen sein Quatuor pour la fin du Temps und führte es mit drei anderen Mitgefangenen zum ersten Mal auf. „Das Publikum war eine sehr vielfältige Mischung aller Gesellschaftsschichten – Arbeiter vom Land, Hilfskräfte, Intellektuelle, Berufssoldaten, Ärzte und Geistliche. Nie wieder hat man mir mit solcher Aufmerksamkeit und solchem Verständnis zugehört wie damals“, erinnerte sich der Komponist später. Wie es in einer Dokumentation von ARTE heißt: „Der Uraufführung wohnten etwa 400 Zuhörer bei. Hungernde, frierende Menschen, fern ihrer Heimat – im schlesischen Niemandsland fasziniert von dieser so sonderbaren, kristallinen, transzendenten Musik.“

Es gibt einige Kammermusik-Werke des zwanzigsten Jahrhunderts, für die man kein*e Spezialist*in für Neue Musik sein muss, um von ihnen zutiefst berührt zu werden. Sie stoßen die Türen in andere Dimensionen weit auf, führen uns in andere Bewusstseinssphären. Dazu gehört Messiaens zutiefst spirituelles Quatuor pour la fin du temps, dazu gehört aber auch Bartóks großartiges Trio Kontraste, nur etwas mehr als ein Jahr vor Messiaens Quartett entstanden. Wie Bartók den alten ungarischen Verbunkos-Tanz in die Tonsprache des 20. Jahrhunderts übersetzt, wie er Elemente des Jazz und der neuen Musik verschmilzt, wie er Instrumenten ihre ganz eigenen, eben kontrastierenden Rollen zuweist – das ist auch heute noch neu, aufregend, bewegend. Der große Jazz-Klarinettist hatte das Werk bei Béla Bartók noch kurz vor dessen Emigration nach Amerika in Auftrag gegeben. Zwei Werke also von Vertriebenen, Gefangenen, die uns auch heute noch packen, als wären sie erst gestern geschrieben – auf eine Weise, wie es eben nur große Kammermusik kann!

Dazwischen das Klaviertrio von Leonard Bernstein, des Komponisten der West Side Story, wiederum nur ein Jahr früher entstanden als Bartóks Kontraste: Ein Jugendwerk, ein wilder und doch zwingender Mix, in dem uns Bernstein auf einen Trip durch Kontrapunkt und Atonalität, durch Gypsy-Style und Jazz, durch Zonen der Ruhe und der atemlosen Hatz mitnimmt.

Eintritt

€ 22