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Bundesstadt Bonn

Zeitfenster

Fotos, Grafiken, Urkunden, Akten, Briefe oder historische Bücher: Im Depot von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek lagert manche Rarität. Die Reihe „Zeitfenster“ gewährt jeden Monat einen Blick in die Vergangenheit Bonns. 2024 steht das Jahr 1949 im Fokus, denn das Grundgesetz feiert seinen 75. Geburtstag!

März 2024: Von Bonn in die Welt – Zur Gestaltung des Nah- und Fernverkehrs

Zukünftige Gestaltung des Straßenverkehrs in der Bonner Innenstadt

Das Thema Straßenverkehr ist aktueller denn je, doch vor 75 Jahren sah man sich mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Der Zweite Weltkrieg war vorbei, der Wiederaufbau im Gange. Die zerstörten Teile der Bonner Innerstadt sollten neu angeordnet werden, grundsätzliche Veränderungen im Straßennetz waren eine Überlegung. Diese Veränderungen sollten sich jedoch nicht nur auf die Bonner Innenstadt beschränken, sie sollten im ganzen Bonner Stadtgebiet und darüber hinaus betrachtet werden. Die Stadt Bonn gab damals zusammen mit dem Wiederaufbauministerium des Landes NRW ein Gutachten in Auftrag, um die Möglichkeiten der Gestaltung zu prüfen und analysieren.

Das Gutachten von 1949 über die künftige Gestaltung des Straßenverkehrs in der Bonner Innenstadt (89/376).

Auch der zukünftige öffentliche Nahverkehr stand im Fokus des Gutachtens: So wird etwa darauf hingewiesen, dass der ÖPNV sehr mit der Gestaltung des Straßennetzes zusammenhängt. Es stellt sich für die Verkehrsbetriebe die Frage, ob der Wiederaufbau der zerstörten Anlagen oder eine Änderung im Straßennetz oder sogar der Fahrzeuge wirtschaftlich besser wäre, dabei müssten auch die Betriebskosten mit eingebunden werden. Erst dann könnte entschieden werden, ob das alte Verkehrsnetz wiederaufgebaut werden soll oder sich der neuen Straßenführung anpasst.

Ein Beispiel hierfür ist der damals sogenannte „Lange Platz“. Von der Stadtbrücke – der heutigen Kennedybrücke – aus kommend über einen neuen Verkehrsplatz sollte eine Straße Richtung Friedrichsplatz führen. Dieser Verkehrs- „Lange“ Platz hatte keine typische Platzform. Sie war auf Grund der Umgebung eher länglich und würde sich daher für zukünftige Haltestellen der Straßenbahnen eignen. Heute sprechen wir vom Bertha-von-Suttner-Platz.

Bonns Anbindung an den Fernverkehr

Gleichzeitig – nicht zuletzt im Fahrwasser der Hauptstadtdebatte – gewann die Frage der Anbindung Bonns an den Fernverkehr immer mehr Bedeutung und damit verbunden auch die verkehrspolitische Rolle des Bonner Hauptbahnhofs, wo umfassende Umbau- und Erweiterungsarbeiten mit Hochdruck vorangetrieben wurden.

So wurde 1949 unter anderem ein eigener Regierungsbahnsteig am südöstlichen Ende der Quantiusstraße (im Bereich der heutigen „Radstation“) fertiggestellt, über dessen Zufahrt die mit dem Regierungszug an- und abreisenden Politiker und Verwaltungsbediensteten unmittelbar mit dem Fahrzeug abgeholt oder auf den Bahnsteig gefahren werden konnten.

Die beiden zur Sicherung des Reichsbahnverkehrs notwendigen Stellwerke am Bonner Hauptbahnhof wurden im Sommer 1949 wiederhergestellt und waren nunmehr elektrisch betrieben und dadurch deutlich schneller, wodurch eine reibungslose und sichere Abwicklung eines erhöhten Zugverkehrs gewährleistet werden sollte.

Deutschlandkarte mit Eisenbahnfahrzeiten von Bonn in deutsche Städte (SN005/5351).

Eisenbahnfahrzeiten von Bonn nach deutschen Städten

Eine weitere Neuerung trat ab 1. September 1949 in Kraft: von einer kleinen Kabine aus mit freier Sicht auf das Bahnhofsgelände gab eine „Ansagerin“ erstmals durch Lautsprecher regelmäßig die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge bekannt. Insgesamt 112 Züge hielten täglich an den Bahnhöfen in Bonn und Beuel.

Eine 1949 eigens (vermutlich im damaligen Stadtplanungsamt) auf Grundlage von Flemmings Organisationskarte angefertigte Deutschlandkarte der „Eisenbahnfahrzeiten von Bonn nach deutschen Städten“, heute in der Karten- und Plansammlung des Stadtarchivs, sollte die zentrale und bevorzugte Lage Bonns innerhalb des deutschen Reichsbahnnetzes entsprechend grafisch veranschaulichen und somit verkehrsstrategisch indirekt für den Hauptstadtsitz werben.

Zu sehen sind auf der Karte mit dem stattlichen Format von 121,5 x 86 cm – von Hand eingezeichnet bzw. mittels aufgeklebter Beschriftungen kenntlich gemacht – sämtliche Verbindungen und minutengenauen Fahrzeiten von Bonn in alle wichtigen und größeren Städte der vier Besatzungszonen.

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Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadtarchiv Bonn: Gutachten von 1949
  • Stadtarchiv Bonn: Deutschlandkart mit Eisenbahnfahrzeiten
  • Stadtarchiv Bonn: Das geschmückte Alte Rathaus.
  • (c) Stadtarchiv Bonn
  • (c) Stadtarchiv Bonn